Apps für Notizen in Schulen

Die Lehrer SIND die Schule. Klar, der Schulträger spielt da auch eine Rolle, aber jede Schule hat einen Datenschutzbeauftragten und der muss halt seinen Job machen. Bei mir an der Schule muss ich unseren Datenschutzbeauftragten immer wieder anstupsen und sagen „Schau da mal drauf.“ Bei uns ist das alles in der Hand von Lehrern, die dafür halt nicht ausgebildet sind. Klar, Fortbildungen und regelmäßigen Austausch gibt es schon, aber richtige Expertise entsteht da eher nicht.

Was für mich aktuell der absolute Horror darstellt: Goodnotes. Bei uns werden nächstes Jahr Tablets eingeführt und damit die Schüler das Ding als Heftersatz nutzen können, braucht es ja ne gescheite Software dafür. Goodnotes ist sicherlich von der Nutzbarkeit her super, aber fuck, das Ding hat halt neuerdings eine KI eingebaut. Sie werben sogar mit " Notizen, die deine Sätze beenden", " Notizen, die deine Mathe-Hausaufgaben korrigieren" und " Notizen, die deine Tippfehler beheben" (Quelle: https://www.goodnotes.com/de, Stand 6.6.2025)

Das musst dir einfach mal vorstellen, da kriege ich nen Schreikrampf! Und so wie es aussieht, wird das auf unseren Tablets landen. Gut, dass jetzt Ferien sind, dann kommt das erstmal zum Erliegen.

Sorry, dass ich den Thread hier jetzt womöglich kapere, aber wie kann man als auch nur ein bisschen vernünftiger Mensch und Lehrer bei so etwas kein Problem sehen? Mal ganz abgesehen von den Datenschutzproblemen, die da ja doch völlig offensichtlich sind. Ich kann doch nicht sehenden Auges meiner Klasse ein KI-Schulheft in die Hand drücken und dann erwarten, dass die ganze Veranstaltung noch irgendeinen Sinn macht. In dem Team, welches sich um die Einführung der Tablets kümmert, kriege ich entweder harten Widerspruch, oder Schweigen (darunter der Datenschutzbeauftragte).

Ist das Paranoia meinerseits, oder was ist das?!

An alle hier, die Kinder im Schulalter haben: Herzlichen Glückwunsch!

@kuketzblog Hast du Goodnotes auch auf der Liste? Ist ja jetzt keine explizite Schul-App, aber die kommt da 100%ig sehr viel zum Einsatz! Das Ding ist quasi der Standard…

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Die Schule meiner Kinder ist dann mit Notibility anstatt Goodnotes, Schulmanager online und Nextcloud noch verhältnismäßig gut aufgestellt.

Kann man das Feature auch ausschalten? Bei vielen Standardprogrammen (und Goodnotes gilt als ein solches, zumindest in der Apple-Welt), gibt es KI nur als eine Art Premium-Addon.

Wo Du den Datenschutz betonst, möchte ich auf die Datensicherheit eingehen: Auf Heise gab es mal einen Bericht über eine Goodnotes-Klasse, wo auf einmal sämtliche Mitschriften weg waren, weil niemand an ein Backup gedacht hatte (und, hoffentlich aus Datenschutzgründen :wink:, der iCloud-Sync ausgeschaltet war). Die Daten waren jedenfalls unwiederbringlich verloren - und es mussten die Parallelklassen mit ihren Notizen aushelfen…

Ich persönlich habe Goodnotes auf dem iPad durch Notes Writer ersetzt, doch ist diese App recht ‚barebone‘ im Vergleich.

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Ja das war ne Abi-Klasse kurz vor dem Abi …

Ich hab mich noch nicht näher informiert, ob man die KI ausschalten kann, aber selbst wenn, dann ist das für mich weiterhin ein No-Go, weil mir kein Mensch garantieren kann, dass das in einer Version mit günstigerem Abo auch für immer so bleibt.

Wahrscheinlich wird dieser KI-Dreck mittelfristig überall Einzug nehmen.

Mein Problem als Admin dieser Tablets an unserer Schule (wer hat mir da eigentlich ins Hirn geschissen?!) ist, dass ich selbst kein iPad besitze, noch lange von der Schule keins bekommen werde (ich kriege es gemeinsam mit den Schülern und in dem Moment sollte ja alles schon eingerichtet, getestet, … sein) und daher überhaupt gar keine Möglichkeit habe, mal Alternativen auszuprobieren.

Aber gut, ich will den Thread hier nicht kapern, hier geht es um Quizlet. Vielleicht mache ich mal nen separaten Thread auf, wo ich aus der Praxis abkotze (oder frohlocke, falls …)

Meine oben empfohlene App Notes Writer hat sich inzwischen umbenannt, wie ich jetzt merke: „Notes Writer - Smart AI & PDF“ - man beachte die Reihenfolge… Ich selbst bekomme davon nichts mit, da ich nicht die Pro-Version nutze und mein Usecase ausschließlich PDF-Markup mit dem Apple Pencil ist (also streng genommen gar keine Notizen).

Um dem neuen Titel dieses abgetrennten Threads gerecht zu werden: Ein Traum wäre es, wenn in Schulen Joplin zum Einsatz kommen würde. Daran könnte man auch schön das Open-Source- und Community-Prinzip erklären. Früher war das vielleicht Nerd-Wissen, heute gehört das IMHO zur politischen Bildung (Stichwort digitale Souveränität).

Das mit Joplin wird allerdings ein Traum bleiben, da zwar (dank React Native) im Appstore vorhanden, aber als Markdown-App nicht wirklich touch- und pen-optimiert. Immerhin wurde das Plugin für die Stiftbedienung als neues Feature ‚drawing with a pen‘ inzwischen in den Code der eigentlichen App integriert.

Das alte Dilemma von FOSS: Für UX fehlen die Designer, weswegen Goodnotes, Notability und OneNote einfach ansprechender sind (und mit dem Pen auch funktionaler).

Gibt es bei Joplin auch ein „Stift“-Plugin wie bei Obsidian? Wobei das von Obsidian würde ich auch niemandem empfehlen. Hatte ich eigentlich drauf gehofft um von Apple Notizen oder OneNote wegzukommen…

Mit Goodnotes hat die Schule sicherlich eine noch akzeptable Wahl getroffen. Je nach Setup an der konkreten Schule ist das auch sehr unterschiedlich bezüglich Konfiguration und Verwendung von Features.

Und ja vielleicht ist es auch leichte Paranoia je nachdem was deine Kinder sonst so an Geräten und Apps nutzen (oder deren Freunde – also die Telefonnummern sind längst bei Meta, Google, Microsoft und Apple)

Wie gesagt: Früher war’s ein Plugin, jetzt ist das Freihandzeichnen fester Bestandteil von Joplin. Habe aber schon User-Feedback gelesen, wo das entsprechende Obsidian-Plugin deutlich besser wegkam als die native Option bei Joplin. Als Markdown-Apps sind alle beide (Joplin und Obsidian) am Ende textfixiert, wie auch das gute alte (inzwischen eher schlechte) Evernote. FOSS ist von den dreien nur Joplin.

Ich denke, wir müssen unterscheiden zwischen textbasiert (s.o.) und stiftbasiert wie z.B. Goodnotes, OneNote, Notability und Notes Writer (wo man natürlich auch tippen könnte). OneNote mit seinem ‚free-form canvas‘, wo man Text und Handschrift komplett frei platzieren kann (ein Albtraum fürs Ausdrucken :wink:), ist ein komplett anderer Ansatz als die oben geschilderten drei Apps, die (geht man ganz weit zurück) vom Konzept ‚Zeileneditor‘ abstammen.

Wo es hier um den schulischen Einsatz geht: Ich glaube, der Umgang mit Tastaturen und Mäusen gehört so langsam zum schützenswerten Kulturgut. So jedenfalls im Deutschlandfunk-Interview ein Lehrer des neuen Pflichtfachs zu Informatik und Medienbildung in Thüringen: So ein Ding wie die Computermaus war für manche Schüler eine komplett neue Erfahrung, weil in vielen Haushalten digitale Geräte offenbar zu 100% aus Touchscreens bestehen. Ein Lob also auf das Konzept ‚line editor‘…

Es würde schon helfen, die iPads zusätzlich mit Tastaturen auszustatten, aber das wird in Schulen AFAIK eher nicht gemacht.

Kann ich bestätigen, da erzählen die IT-Lehrerinnen (sind alle weiblich bei uns) immer super lustige Anekdoten.
Zum Thema Tastatur: Natürlich hat das Team entschieden, dass eine Hülle mit Tastatur optional ist. Finde ich nicht gut und wenn man sich das Update von iOS anschaut, welches die Tabletnutzung näher an die eines Macbooks bringt, bin ich mir sicher, dass eine Tastatur wirklich einen gehörigen Mehrwert gebracht hätte.

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Ich vermute, dass beim Verzicht auf die Tastatur das Positive des Handschriftschreibens beim Lernen unterstützt werden soll.

So ist es: Die Merkleistung (Stichwort Feinmotorik) ist beim Schreiben mit der Hand experimentell erwiesen höher, besonders bei den jüngeren Jahrgängen. Trotzdem möchte ich hier eine Lanze für das 10-Finger-Tippen brechen: Einen Kurs dafür sollte IMHO jede weiterführende Schule anbieten, und sei es nur als AG. Klar gibt es Selbstlernkurse, aber so etwas ‚Stupides‘ lernt man am besten in der Gruppe.

Der Hauptgewinn: Es macht den Kopf buchstäblich frei, wenn man nie wieder den Blick auf die Tastatur senken muss. In diesem Sinne führen alle stiftzentrierten Apps vielleicht sogar in die falsche Richtung. Wobei sich das eine und das andere (Stift- und Tastaturbedienung) ja nicht ausschließt.

Als diese Digitizer noch neu waren, war auf Heise sogar hochtrabend von „pen computing“ zu lesen. Das lassen sich die Macher vom Surface Pen (schreckliches Stück Plastik) und vom Apple Pencil (deutlich besser) dann auch teuer bezahlen.

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Im IT-Unterricht wird das 10-Finger-System gelernt. Mein Argument war daher, dass dann doch allein schon dafür eine Tastatur für das Tablet sinnvoll wäre, weil die Schüler dann zu Hause auch ein vernünftiges Gerät haben, um das zu üben, also Hausaufgaben machen zu können. Da wurde mir dann entgegnet, dass die das halt am heimischen PC machen sollen. Aber andererseits wird gemeckert, dass sehr viele Schüler keine Maus bedienen können. Wer kriegt es hin, hier 1+1 zusammenzuzählen? Außerdem sei die Tastatur doch viel zu klein für vernünftiges Schreiben. Also ich habe sehr große Hände, bin fast 2 Meter groß, und kann vollkommen problemlos auf so einer Tastatur schreiben.

Zusatzlich halte ich das Erstellen einer Präsentation auf einem solchen Gerät allein mit einer Bildschirmtastatur für eine Zumutung!

Also ja, die Tastatur ist nicht das Wichtigste, aber darauf zu verzichten sehe ich als Fehler. Naja, manche werden jetzt eine haben, andere nicht. Kann man also nicht einsetzen.

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Kann man nicht auch normale (USB-)Tastaturen an Tablets einsetzen? Ein USB-Hub mit separatem Stromanschluß ist dafür allerdings zu empfehlen, wenn das Tablet nicht mehrere Anschlüsse besitzt und weiterhin geladen werden sollte, eine Tastatur benötigt auch etwas Strom. Bluetooth- oder BLE-Tastatur sollte freilich auch gehen, aber ob man Funk möchte …

Bei meinen Kindern, alle in iPad Klassen, werden schreibtechnisch nur Arbeitsblätter auf dem iPad mit dem Stift ausgefüllt. Da macht eine Tastatur natürlich keinen Sinn. Arbeitsblätter sind keine Formulare. Richtig von Hand geschrieben wird klassisch in analoge Hefte und das macht den größten Teil des Schreibens aus.
Tastaturen machen bei Präsentationen auch keinen Sinn, schließlich sollen dort keine Textwüsten stehen, sondern einzelne kurze Sätze, die den freien Vortrag unterstützen. Ein ansprechendes Layout ist mit Stift und iPad gut umsetzbar und die Präsentationen sind um Klassen anschaubarer als die meisten Powerpointpräsentationen mit denen man immer noch gequält wird.

Ein 10-Finger Schreibkurs gab es mal im letzten Jahr der Grundschule. Diese Fähigkeit ist durch fehlende Praxis nun etwas verkümmert, aber falls es wieder nötig wird, habe ich großes Vertrauen, dass die „jungen Leute“ das ganz schnell wieder drauf haben und innerhalb kürzester Zeit auch mit einer Maus umgehen könnten.

Es gibt natürlich auch immer wieder Stimmen, aber eigentlich nur aus der Elternschaft, die eine fehlenden Kompetenz am klassischen PC/Laptop bemängeln. Aber warum sollen Kinder an solche Geräte gewöhnt werden, wenn erst einmal kein Bedarf dafür besteht? Digitale Kompetenz bedeutet doch nicht ein Gerät bedienen zu können.

Natürlich muss man immer im Hinterkopf haben, dass manche Kulturtechniken (wie z.B. das Tastaturschreiben) in naher Zukunft aussterben werden. Es gab eine Zeit davor, es wird eine Zeit danach geben. In der Schule geht es aber nicht ausschließlich um die Vorbereitung auf einen Beruf. Es geht nicht nur um Wissensvermittlung. Es geht auch um universelle Fertigkeiten. Darunter z.B. die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, sauber zu sprechen, Dinge einschätzen und hinterfragen können usw. Kulturtechniken eben. Das rasante Voranschreiten von (ich nutze jetzt den ungenauen Alltagsbegriff) KIs birgt die große Gefahr, dass diese Kulturtechniken völlig verschwinden.

Für mich gehört aktuell das Tastaturschreiben noch dazu. Ich unterrichte das nicht, daher will ich mich da auch nicht allzu sehr aufdrängen, aber das ist meine Haltung. Wir werden jetzt ohne Tastaturen arbeiten. Ich persönlich in meinen Fächern eh, daher hab ich persönlich keinen Verlust dadurch.

Das deutlich größere Problem sehe ich in dem KI-erweiterten digitalen Heft. Aber vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit, das zu deaktivieren. Muss dazu noch recherchieren.

Bei der Schule meiner Kinder kommt Notibility zum Einsatz, da sehe ich noch keine KI in Sicht. An KI kommen die Kinder aber auch anders ran.
Allerdings kann ich bis jetzt kein großes Problem darin erkennen. Seitens der Lehrkräfte wird gefordert, dass wenn KI verwendet wird, es als solche gekennzeichnet ist. Zudem ist bei den Schülern die ich kenne, schon die Erkenntnis vorhanden, dass man ihr nicht blind vertrauen kann und wenn man sie zum Schummeln einsetzen will, dass man sich damit ins eigene Fleisch schneiden kann, wenn man deswegen letzten Endes den Stoff nicht beherrscht.
Daher würde es mich wundern, wenn die Schule eine App einsetzen würde, die den Lernerfolg beeinträchtigt. Andererseits wundert man sich ja öfters mal.
Ich bin gespannt, wie sich das bei dir entwickelt.

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Danke für die Diskussion! Die hätte ich mir im Team gewünscht!

Arbeitsmittel sollten für das zu erledigende geeignet sein, sonst entwickelt sich Frust, falls es ein anderes besser könnte.

Wenn es der Platz hergibt, dann ziehe ich eine Tastatur vor.

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Haha, endlich wird das hier Wirklichkeit: https://www.youtube.com/watch?v=QpWhugUmV5U

Sorry, der musste raus. Zum Thema kann ich nur sagen, dass ich unglaublich froh bin, keine schulpflichtigen Kinder zu haben - ich würde wohl in ein Land auswandern müssen, in dem man Homeschooling machen darf, damit die Kinder noch handschriftlich auf Papier schreiben lernen und auch selbst Denken und Hinterfragen lernen.

:rofl: Bin kein Trekki, daher kannte ich das gar nicht. Wunderbar!

Da wären sie bei mir gut aufgehoben :wink:

Kannste in Deutschland bleiben. Zumindest bei der Schule meiner Kinder funktioniert es, trotz iPad Klassen, ganz gut. Ich kenne es aber auch von anderen Schulen, dass Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern sie dort eingesetzt wird, wo es Sinn macht. Zudem ist es auch vom Lehrer abhängig, die in der Unterrichtsgestaltung durchaus ihre Freiheiten haben.

Ich kann nicht erkennen, dass die Kinder heute nicht mehr handschriftlich schreiben können und auch das Denken und Hinterfragen lernen gehört immer noch zum pädagogischen Konzept.

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