Datenschutz als Innovationsbremse?

Bitkom hat eine Umfrage veröffentlicht: Datenschutz als Innovationsbremse. Klar Lobbyismus. M.E. ist es erfreulich, dass 2/3 der befragten Unternehmen unsere Grundrechte respektieren und auch mal Unsinn bleiben lassen. Anders als z.B. in den USA in denen es kein Grundrecht auf Datenschutz gibt.
Wie seht Ihr das?

Ich halte Datenschutz für ein wichtiges Gut und auch für einen Unique Selling Point. Während hier gerne über fehlende Digitalisierung geschimpft wird, haben andere EU-Länder teilweise Gesundheitsdaten digitalisiert. Das halte ich für eine Gefahr wo es nur eine Frage der Zeit ist, bis dort etwas schief geht. Nicht, dass ich am Fax hänge, aber es gibt halt genug Sachen, die man aus Datenschutzsicht eben nicht machen sollte.
Man kann das Problem jetzt auch in der Schweiz beobachten, wo ich glaube Proton nun schauen muss, wie es weitergeht, wenn diese neuen Gesetze kommen? Wenn Deutschland in Sachen Datenschutz die neue Schweiz werden könnte, das wäre super. Aber da glaube ich bei unseren Rentner-Politikern nicht dran.

Ist dir bewusst, dass datenschutztechnisch die Schweiz heute schon schlechter da steht als Deutschland?

Der Slogan aus der Überschrift wird einfach zu gern und einfach zur Propaganda missbraucht.

Beispiel Kundenkarten:
Das geht anonym ohne Konto und persönliche Daten, in dem man einen Code/Chip auf der Karte mit einer ID hat. Damit kann man selbst Rabatte & Co bekommen und das Unternehmen bekommt ein Kundenprofil.
Und ob das Kundenprofil als Single, Paar, Familie, Gruppe, oder Unternehmen genutzt wird ist dann auch ganz egal. So oder so bildet sich ein Profil heraus, dass bei Bedarf verwertet werden kann.

Auch sonst geht Big Data in der Regel völlig anonym. Da das Internet aber mittlerweile völlig durch-kommerzialisiert ist, kriegen fast alle Anbieter den Hals nicht voll genug, oder wissen häufig gar nicht, was sie sich in ihren Apps und Webseiten alles mit einbinden.

Bevor die DSGVO europaweit galt sind Carsharing-Anbieter (Start-Ups) gerne nach z.B. Polen gegangen (wegen des geringeren Datenschutzniveaus damals). Es fehlt häufig einfach das Wissen wie man datenschutzfreundlich Daten erheben und verarbeiten kann.

Auf der anderen Seite wird in Betrieben gerne mal die Datenschutzkeule geschwungen, um Dinge zu verhindern. Auch hier fehlt häufig das Wissen, dass die DSGVO falsch bzw. überinterpretiert wird.

Sprich im nicht (be)greifbaren Bereich (IT / Datenhandel) wird ungehemmt alles gesammelt, während im greifbaren Bereich (Betriebe, Behörden) gerne mal die Auswirkungen direkt greifbar sind. Hier aber meist im übertriebenen Sinn.

Es wäre schön, wenn mehr Wissen vorhanden wäre. Dann würde sich einerseits das „ich-habe-nichts-zu-verbergen“ und anderseits das schädliche Ausnutzen des Datenschutzes reduzieren und Mehrwert schaffen.

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das sehe ich auch so, die Aufsicht der Schweiz bearbeitet keine Beschwerden sondern verweist auf die Gerichte. Nicht dass unsere Aufsichten toll sind, aber gar kein kostenloses Beschwerdeverfahren taugt erst Recht nicht. Meine Beschwerde dazu hat die EU Kommission abgelehnt.

Keine Bremse, sondern Prozessoptimierer.

Wie wenig Datenschutz wäre denn wenig genug? Im idealfall also ganz weg damit! Das würde einen Wildwuchs eröffnen (haben wir schon, ist bisher aber unzulässig), den sich niemand wünschen kann.

Wenn ich an einen Fall herangehe, kritisiere ich natürlich Compliance-Defizite. Gehe ich einen Schritt zurück und betrachte das Ganze, stelle ich oft fest, dass das Vorhaben nicht durchdacht war. Dass manchmal nicht mal Ziele formuliert wurden. Man fängt einfach an, versucht maximal was rauszuholen, mit allem Möglichen zu verknüpfen. Dabei geht schnell die Übersicht verloren; und wo man ansetzen müsste, um etwas zu erreichen.

Datenschutz unterstützt insgesamt bei der Gestaltung und hilft, Prozesse besser zu verstehen, indem man sich aus verschiedenen Perspektiven damit beschäftigt. (2. Kelbersches Gesetz)

D., der oft auch die Rechtschreibung und die Verständlichkeit mit erledigt.

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Wie so oft geht es ums Geld.

Warum soll ich nicht die günstigen oder kostenfreie Produkte von Bigtech verwenden, um meine Dienste oder Werbeaufträge im Internet zu verwalten?

Datenschutzfreundliche Alternativen sind teurer und oder unkomfortabler.

Und genau da drann könnte man ansetzen.

Europäische Open Source Standards kreieren und unterstützen.

Es gibt gerade so eine ziemlich eklig perfide „Werbung“ im TV, wo Lobbyisten aus der Krebsforschung den Datenschutz sinngemäß als Ursache für unnötige Krebstote suggerieren.

Ich HÄTTE nichts dagegen, wenn z.B. medizinische Daten allen Forschenden zur Verfügung gestellt werden. Hätte. Wenn nicht die Erfahrung aus den letzten Jahren zeigen würde, dass wenn immer Daten anfallen, es die Programmierer mit dem Datenschutz, der IT-Sicherheit oder der Anonymisierung so genau nehmen und dann plötzlich die Daten mit den Namen der Personen irgendwo zufällig auftauchen.
Aktuell muss „Big Tech“ das Vertrauen verdienen, also viel FÜR den Datenschutz tun und auch beweisen, dass die Daten sicher sind.

Bis dahin betrachte ich alle Aktionen gegen bestehende Datenschutzgesetze und -normen als Angriff gegen meine Privatsphäre und damit als einen Angriff gegen die demokratischen Werte und unser Grundgesetz.

Leider ist es tatsächlich so, dass die rechtliche Auslegung ( und es ist tatsächlich so: 3 Juristen, 5 Meinungen) häufig Unsicherheiten produziert, so dass Einrichtungen und Unternehmen im Zweifel sicherheitshalber auf sinnvolle Projekte verzichten oder diese einstellen oder verkleinern. Das sehe ich durchaus gelegentlich im Alltag einer Datenschutzaufsicht

Komischerweise passiert das eher nicht beim Einsatz umstrittener IT-Lösungen… :smiling_face_with_sunglasses:

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Bei den „umstrittenen“ greifen Mechanismen, die sich rational nicht erschließen lassen.

D., der bei genauem Analysieren der üblichen Verdächtigen schreiend weglaufen würde, wenn er Verantwortlicher wäre. Aber irgendwie lösen die stattdessen „Kuscheln“ aus und vereinnahmen mühelos alles, was ihnen unter die Walze kommt.