Datenschutz als Ware: Wie Einkaufs-Apps unser Verhalten und unsere Gesellschaft verändern

Ursprünglich veröffentlicht: https://www.kuketz-blog.de/datenschutz-als-ware-wie-einkaufs-apps-unser-verhalten-und-unsere-gesellschaft-veraendern/

1. Rabatte gegen Daten – ein unausgewogenes Geschäft Einkaufs-Apps von Supermärkten/Discountern wie Lidl, Rewe und Penny sind längst nicht mehr nur praktische Helfer für digitale Einkaufslisten oder Sonderangebote. Sie haben sich zu ausgeklügelten Instrumenten der Datensammlung entwickelt, die das Einkaufsverhalten der Kunden genau analysieren und monetarisieren. Wer sich registriert, Gutscheine einlöst und sein Kaufverhalten offenlegt, wird mit Rabatten belohnt. Wer jedoch Wert auf Privatsphäre legt, erhält keinen Preisnachlass und zahlt den regulären Preis. Diese Praxis mag auf den ersten Blick harmlos erscheinen – schließlich wird ja niemand gezwungen, eine Einkaufs-Apps zu nutzen. Doch die Art und Weise, wie Rabatte gezielt…

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Halli Hallo @kuketzblog,

vielen Dank für diesen Beitrag. Bis 2020 habe ich mir kaum darüber Gedanken gemacht. Danach hat sich meine Haltung verändert. Ich komme mit dieser Entscheidung recht gut klar. Auch dann, wenn ich dafür in meinen Kreisen hin und wieder belächelt werde.

Bei diesem Absatz mußte ich komischerweise an „Frank geht ran“ denken. Ein Dienst, der die Technik dieses Sytems versteht und beim scannen einer speziellen Karte die Demonstration meiner Haltung an der Kasse mitteilt müßte doch auch ein aktiver Widerstand sein.
Bisher begegne ich den Fragen nach einer Punkte-Karte mit einem klaren Nein und auf die gelegentliche Frage, ob ich etwas Zeit für das ausfüllen eines Anmeldeformulars hätte kommt die Gegenfrage, wie die Zeit dafür verrechnet werden kann. Grundsätzlich gebe ich aber zur Antwort, daß ich Agnostiker bin und von daher meine Seele nicht verkaufen kann. Naja, es wirkt. In meinen Stammgeschäften werde ich schon nicht mehr gefragt.
Ich habe hier noch einige Karten von früher liegen. Die werden nach und nach im Zuge eines Auskunftsersuchen nach DSGVO letztendlich gelöscht.

Mit freundlichem Gruß
Teoma

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Volle Zustimmung zu dem ganzen Beitrag.

Ich möchte ergänzen: Es wird auch normalisiert, dass wir Dritten unsere Geräte für deren Apps zur Verfügung stellen.

Supermärkte, Mobilfunkanbieter, Krankenkassen, DHL, ÖPNV, Banken, Fastfoodketten, alle lagern sie ihren Verwaltungsaufwand mehr und mehr an uns aus.

Als payback eingeführt wurde habe ich daran auch für einige Zeit teilgenommen, ist aber schon viele, viele Jahre her.
Inzwischen sage ich an der Kasse schon beim scannen des letzten Artikels oder beim ersten Blickkontakt mit der kassieren sobald sie fertig ist:
Mit Karte bitte, kein payback. Oder:
Mit Karte, nein ich habe die APP nicht.
Manchmal ist das Personal lernfähig und erkennt mich wieder, so das ich dort nichts mehr sagen muss.
Was ich am meisten mag? Wenn ich gefragt werde ob ich nicht schnell irgendeine APP installieren möchte.
Ich antworte dann immer laut und deutlich: Auf gar keinen Fall!
Die Blicke sind unbezahlbar!

Zum Glück kann ich mir Datenschutz leisten, es ist echt schlimm das der Datenschutz an einen finanziellen Status gebunden ist.

Tja, und belächelt werde ich dafür natürlich auch immer wieder mal, ist mir aber egal.
Ich hänge an meinen Daten und meiner Privatsphäre.
Aber irgendwann werden viele erstaunt sein wo ihre Daten überall gelandet sind, nur dann ist es zu spät.
Ich warte schon lange auf einen richtig großen Knall, nachdem dann die ahnungslosen bzw. die die uns belächeln, oder die die nichts zu verbergen haben, sich wundern wie das passieren konnte.
Die EPA hat da z.b. viel potential.

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Ich finde den eigentlichen Beitrag interessant und wichtig! :+1:

Ich sehe nur eine ziemliche Schwierigkeit: diejenigen, die sich dieses Problems bewusst sind und dagegen anzugehen bereit sind (z.B. durch explizite Ablehnung solcher Dienste, Services und Apps) scheinen immer mehr in der Minderheit zu sein. Ich sehe die Gruppe von aktiven Widerständlern verhältnismäßig gering, jedenfalls die Gruppen der aktiven Nutzer sowie der neutral oder „egal“ Eingestellten als größer (rein qualitativ beurteilt, nicht quantitativ).

Wenn ich selbst in der Öffentlichkeit einen Fall von medizinischem Notfall (Erste Hilfe!) oder körperlicher Gewalt (110!) oder verbaler Gewalt (aktive Gegenrede!) erlebe, dann kann und versuche ich mich einzumischen.

Etwas schwieriger wird es schon, wenn man auf Wissenschaftsleugner trifft. Soll man denen i.d.R. aktiv entgegen treten? Klar, wenn es einen unmittelbaren Anlass gibt (z.B. direkte Beteiligung, wie und warum auch immer), dann unbedingt! Aber im Alltag, einfach so, sich ständig einmischen? Nur um über Weltbilder aufzuklären?

Und nun der oben angesprochene Fall… Ich sehe hier nicht nur die Möglichkeit von sozialen oder finanziellen Benachteiligungen, wenn es gleichzeitig um die Wahrung von Datenschutz geht (bzw. die allgemeine Verwahrlosung von Datenschutz). Sondern ganz allgemein demokratiegefährdendes bis zersetzendes Verhalten! Es gibt dazu einige hübsche Artikel mit Analysen und Kommentaren, ich habe nur leider keine Links parat. Aber mal ehrlich: wenn ich an der Supermarktkasse stehe und selber diesen Maßnahmen aktiv widerspreche (eventuell durchaus mit „Erregung“ der Öffentlichkeit: das kann ja auch positiv, z.B. unterhaltsam, gestaltet sein…), soll ich dann aber meinen Nachbarn, der tatsächlich daran teilnehmen möchte, aufklären bis hin zu belehren „Du! Du weißt aber schon, dass das, was Du da gerade machst, demokratiezersetzend ist?“

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Klingt toll - ist es auch!
Aber … der Einzelne kann nicht viel bewirken, die Mehrheit will nicht oder ihr ist es egal … oder versteht es schlicht nicht. Gefühlt ist das Letzte das größte Problem.

Der Beitrag ist toll, sollte aber Gehör bei der Regierung finden, damit die Volksvertreter, dass Volk angemessen vertreten. Jedoch ist gerade Wahlkampf … und nach dem Wahlkampf ist … und schließlich kämpft man nicht für irgendwas,. sondern die persönlichen Ziele!

Leider vertreten unsere Volksverteter nicht das Volk in dem Sinne, dass unsere Interessen gewahrt und der Einzelne bestmöglich geschützt wird.
Aber macht euch keine Sorgen, dass System kann auf Dauer nicht funktionieren, da grenzenloser Ressourcenverbrauch und Ignoranz nie von Dauer waren und auch nicht sein werden. Bei der aktuellen Denke geht es aber nur um das Jetzt und Hier … und den persönlichen Vorteil - der Rest ist egal. Aber das wird sich ändern, auch wenn es bislang keinen interessiert! Die Frage ist nicht ob, sondern wann …

Möchte nur zu bedenken geben, dass der überwiegende Teil wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht zu beweisen ist. Ausschließlich logisch-mathematische Aussagen können innerhalb eines logischen Systems (z.B. die logischen Axiome nach Parmenides / Aristoteles) bewiesen werden. Außerhalb dieser Systeme gibt es keine Logik, sondern nur Erfahrung. Damit ist kein einziges Naturgesetz beweisbar. Im Experiment versucht man dann die Natur in das Gesetz zu zwingen, was auch ab und zu halbwegs funktioniert. Ganz zu schweigen von so etwas wie medizinischen Studienergebnissen. Diese bleiben vor und nach den Studien hypothetisch, auch wenn die Hypothesen vielleicht eine gewisse Stärkung erfahren haben. Das ist leider recht schwammig und damit sehr unbefriedigend. Aber so ist nun mal unsere Welt…

Wissenschaftsleugnung ist in meinen Augen genauso problematisch, wie das Beharren auf der Richtigkeit einer wissenschaftlichen Erkenntnis, welche sich nun mal i.d.R. nicht beweisen lässt. Meine Empfehlung: locker bleiben und weiter forschen, ganz nach dem Spruch: Alle Modelle sind falsch, aber einige sind nützlich! (George Box)

Ja.

Und nun 1.: Du gehst immer von Deinem Axiomensystem aus, auf das Du Dich erst einigst und dann stützt. Dann hast Du innerhalb dieses Axiomsystem mit dem Logikkalkül Deine „Erkenntnisse“. — Mit einem anderen Axiomensystem könntest (in gewisser Weise wahrscheinlich dürftest) Du andere Erkenntnisse haben.

Und nun 2.: Und innerhalb der Mathematik leider besonders „schlimm“ (i.d.R. für uns Menschen — an sich natürlich wertfrei!): Gödelscher Unvollständigkeitssatz und die entsprechenden Konsequenzen.

Somit: Selbst innerhalb der Mathematik hast Du nichts „wirklich Grundsätzliches“ (ohne spezifische Definition…). Mathematik ist eine axiomatische Wissenschaft. Daher werfen Kritiker bis Gegner manchmal vor, dass man dort völlig losgelöst von der Umwelt agiert. Andererseits ist genau das in gewisser Weise eine Stärke der Mathematik.

Ja.

Naja. Ich persönlich halte es z.B. hiermit Bayessche Statistik: Wie wahrscheinlich geht die Sonne auf?. Und viele Kollegen aus der Wissenschaftscommunity richten sich nach diesem und ähnlichen Prinzipien (im Feld Erkenntnistheorie zu diskutieren) — oft ohne es im Einzelfall genau zu wissen oder sich dessen bewusst zu sein.

Etwas weiter: viele wissenschaftliche und auch populärwissenschaftliche Erkenntnisse oder „Fakten“ beruhen auf Erfahrung oder Vertrauen. Wissenschaftliche Arbeiten zitieren oft andere wissenschaftliche Arbeiten, die man für seriös und bereits geprüft und gesichert hält. Eine detaillierte Einzelfallprüfung findet oft nicht mehr statt. Und bei populärwissenschaftlichen Angaben oder Nachrichten verlässt man sich auf den Wert oder Qualität von redaktionell er- und verfassten Inhalten. So werden Artikel im Brockhaus oder Nachrichten bei Süddeutsche, FAZ oder ZEIT oder CNN oder BBC (Hinweis: nur wohlgemeinte Beispiele!) ein anderer Wert beigemessen als Meldungen auf Twitter, Facebook, Instagram oder dem Dorfgespräch im örtlichen Friseurladen (auch nur ein überspitztes Beispiel — nicht als persönliche Abwertung zu verstehen).

Vielen Dank Mike für den Beitrag. Gerade auch Student:innen in meinem Umfeld nutzen gerne diese Apps, weil sie dann paar € „sparen“ können. Es ist ihnen schlichtweg nicht bewusst, wie sie damit praktisch „konditioniert“ werden.

auch ich möchte mich bei Mike für den Beitrag bedanken. Du sprichst mir aus der Seele.

Aber auch die Bayesianische Statistik ist letztlich nur wieder ein Modell neben vielen anderen. Popper hat mal in seinem Werk Logik der Forschung was hübsches geschrieben:

Wir nehmen an, daß die Sonne morgen nicht mehr aufgeht
(daß wir aber trotzdem weiterleben und Wissenschaft treiben
können). Tritt ein derartiges Ereignis ein, so würde die Wissen-
schaft versuchen, es zu erklären, d. h. auf Gesetzmäßigkeiten
zurückzuführen. Die Theorien müßten vermutlich stark abge-
ändert werden.

Ob die Vergangenheit etwas über die Zukunft aussagt, ist reine Modellannahme. Leider findet bei vielen Aussagen eine Unterscheidung zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft häufig nicht statt. Demgegenüber herrscht oft ein kruder Synkretismus, welcher der Wissenschaft dann den Heiligenschein des Religiösen und Allmächtigen überhilft. Dann wird im Namen der Wissenschaft argumentiert, dass etwas doch faktisch, logisch oder offensichtlich sei, obwohl es oft nur in Modellen gegossene Erfahrung beinhaltet. Der gesunde Menschenverstand (Induktion) ist eben nicht logisch (Deduktion). Wissenschaft kann eine wunderbare Sache sein. Oft aber sind tradierte Lehrmeinungen die Norm und systematisches Spekulieren wird nicht als Inspirieration, sondern als Sakrileg angesehen. – Zum Glück kommen wir im Alltag, vor allem bei den wichtigen Dingen des Lebens, auch ganz ohne Wissenschaft aus.

Ach… !

Mal im Ernst: wirklich viel absolutes Wissen gibt es nicht! (Wenn überhaupt?!)

Und zum zweiten, wieder „mal im Ernst“: auf welcher Grundlage — wenn Du offensichtlich Wissenschaft i.A. und vom Wesen her gerne in Frage stellst — nutzt Du denn die vielfältigen technischen Errungenschaften der Neuzeit? Weil sie sich durch „gesunden Menschenverstand“ erklären?

(Also, eventuell sprechen wir beide zwar eine gemeinsame Sprache, nämlich Deutsch, haben aber für diesbezügliche Diskussionen doch sehr unterschiedliche Auffassungen und Ansätze…)

Wie soll ich das verstehen? Auf welchen Grundlagen sollte ein absolutes Wissen basieren? Diese Grundlagen müssten ja mindestens so stabil sein, wie das auf ihnen aufbauende absolute Wissen.

Warum sollte ich die technischen Dinge nicht wie jeder andere nutzen? Ich gebe zu, dass es sehr anspruchsvoll und auch anstrengend ist, wahrhaftige Wissenschaft zu betreiben. Offensichtlicher Nutzen und wissenschaftliche Erkenntnis stehen aber eben oft zueinander im Widerspruch.

  • In der Medizin wird geforscht, um Menschen zu helfen. Die größtmögliche Erkenntnis im Sinne eines Popperschen Falsifikationismus wird jedoch erreicht, wenn möglichst viele Behandlungsmethoden versagen (also falsifiziert werden).
  • Eine Brücke sollte dazu da sein, Menschen gefahrlos von einer Seite auf die andere gelangen zu lassen. Wiederum wird jedoch wissenschaftlich der höchste Erkenntnisgewinn gezogen, wenn möglichst viele Brücken einstürzen. Es liegt auf der Hand, dass derzeit in Dresden bzgl. Brückenbau ungemein viele Erkenntnisse gewonnen werden können.

Ich gebe zu, dass das etwas komisch klingt, kann an der Tatsache aber leider nichts ändern. Gesunder Menschenverstand ist pure Induktion, ganz nach dem Prinzip: einmal, zweimal, dreimal - immer. Das machen wir natürlich alle. Innerhalb der Wissenschaft sollte man eigentlich sehr viel strenger agieren. Es zeigt sich jedoch, dass wir neben einer Systematik (z.B. auch mit Statistik) und einem Fingerhut voll Intuition in der Wissenschaft vor allem wieder auf die Induktion angewiesen sind.

Zum Thema Induktion versus Kausalität kann ich sehr die Lektüre von David Hume (1748/1749) „Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand“ empfehlen. Nach Newtons „Principia Mathematica“ wollte Hume für die übrigen Wissenschaften ein ähnliches Werk schaffen. Das ist ihm zwar nicht gelungen, dafür förderte er bis heute hochaktuelle und immer wieder ignorierte Erkenntnisse zutage. Insbesondere das: Die räumliche und zeitliche Nähe zwischen zwei Phänomenen sagt noch nichts darüber aus, ob beide Phänomene miteinander verknüpft sind. Es lässt sich schlichtweg nicht beweisen, sondern nur durch Induktion immer wieder bestägigen, also erfahren. D.h., abseits von der Logik haben wir es immer nur mit Erfahrungswissenschaften zu tun. Das schließt ein, dass wir morgen mal etwas ganz anderes erfahren könnten… - auch wenn wir (auch ich) damit im Alltag nicht rechnen. Innerhalb der Wissenschaft sollte diese permanente Offenheit jedoch da sein. Eine direkte Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse in unseren Alltag ist aufgrund der Modellhaftigkeit nicht möglich. Wir tun es trotzdem, obwohl es eine Zwangsheirat ist. Oder wie Einstein es 1921 in einem Vortrag vor der Preußischen Akademie der Wissenschaften sagte:

Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit.

Einen guten Einstieg in eine wahrhaftige Wissenschaft bekommt man über die Beschäftigung mit Wissenschaftsthorie (meines Wissens in Frankreich Pflichtfach für angehende Naturwissenschaftler). Unter den vielen Büchern kann ich als sehr guten Einstieg wärmstens empfehlen:
Wiltsche, Harald (2021) Einführung in die Wissenschaftstheorie. utb

Ich weiß nicht ganz genau, ob Deine „wahrhaftige Wissenschaft“ etwas Ähnliches oder gar das Gleiche wie mein „absolutes Wissen“ bedeutet — vermute es aber teilweise sehr. Andererseits finde ich „wahrhaftig“ etwas „komisch“ (im Sinne von „merkwürdig“) — ich assoziiere den Begriff eher mit Religion oder Moral oder Ethik.

Ich meine jedenfalls damit: absolutes Wissen im Gegensatz zu relativem Wissen. Relatives Wissen bezieht sich immer auf einen spezifischen Sachverhalt, welcher bereits bekannt und als belegt/bewiesen vorausgesetzt wird. (Ob er das wirklich ist oder auch immer sein kann, sei mal dahingestellt.) Wenn man z.B. eine wissenschaftliche Veröffentlichung liest, dann ist eine gewisse Behauptung z.B. auf bestimmte Experimente oder empirische Erhebungen gestützt. Oder es werden viele Zitate gebracht: dort ist bestimmtes Wissen bereits an anderer Stelle erbracht und wird als „richtig“ vorausgesetzt. Es wird dann i.d.R. einfach zitiert, ohne den Sachverhalt noch einmal neu explizit zu prüfen.

Neues Wissen in logischer Schlussfolge kann (nach meinem Verständnis) deduktiv oder induktiv erzeugt werden. Aber es ist abhängig (relativ) zu anderen spezifischen Sachverhalten. Wenn diese für sich stehen/ stehen würden, ist/wäre es absolut.

Siehe mein Beispiel mit Mathematik als axiomatischer Wissenschaft. Mathematik fußt jeweils auf einem akzeptierten Axiomensystem und einem Logikkalkül. Logikkalkül ist „einfach“ ein Regelwerk (und auch da gibt es Grenzen, wie ich mit Gödel bereits aufgezeigt habe…). Und das Axiomensystem, auf das man sich geeinigt hat, stellt die Grundwahrheiten dar. Sie können nicht anderweitig bewiesen werden. Sie werden angenommen.

Und natürlich ist im Alltag und Umwelt nicht alles Mathematik. Aber ich persönlich denke, dass es oft ähnlich läuft am Ende.

Ein Problem, mit dem ich mich z.B. einmal beschäftigt habe, was man ableiten kann oder eben auch nicht: die „natürliche“ Raumorientierung eines natürlichen Lebewesens. Wenn wir mal von einer „natürlichen“ Raumorientierung (oben-unten, vorne-hinten, links-rechts) ausgehen sowie einem natürlichen Lebewesen (so eins was man häufiger sieht, wie z.B. ein Mensch oder ein anderes Säugetier — man verschone mich bitte mit Spitzfindigkeiten!) innerhalb einer „natürlichen Lebensumgebung“, dann kann man sagen:

  • oben-unten: entgegen der Schwerkraft — mit der Schwerkraft
  • vorne-hinten: in Blickrichtung — entgegen der Blickrichtung
  • links-rechts: nicht ableitbar, das muss auswendig gelernt werden (ich habe schon einmal überlegt, mir aus Spaß „links“ und „rechts“ auf die entsprechenden Hände tätowieren zu lassen)

Ja… warum? (Ernsthaft!)

Naja, „im Sinne eines Popperschen Falsifikationismus“ eben! „Die größtmögliche Erkenntnis“ ist doch letztendlich nach menschlichem Ermessen und Definition: ich könnte mich genauso gut auf Positiv-Ergebnisse wie auf Negativ-Ergebnisse berufen. Das hängt doch am Ende davon ab, was sich „einfacher“ und „besser“ umsetzen lässt. Aber gesetzt ist es jedenfalls nicht!

Auch hier wieder: warum denn tatsächlich? — Nach meiner Meinung wäre der höchste wissenschaftliche und ingenieurtechnische Wert, wenn eine Brücke ewig hielte. Aber das ließe sich (auf natürliche Weise!) nicht überprüfen. Aber rein vom Prinzip würde ich einen „Wert“ eher so bemessen. Die „praktische“ Umsetzung wäre ein gewisses Problem. Na und?

Und wo ist da jetzt der wesentliche Unterschied zu Folgendem?