Nach meinen ersten Gehversuchen mit Passkeys (und das nur mit den absoluten Big Players) muss ich hier mal einen Rant loslassen. Warum nennen die sich FIDO-„Alliance“, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht und ein verlässlicher Login von vielen verschiedenen Faktoren abhängt, also lauter ‚single points of failure‘ mitbringt? Microsoft kann es, muss man neidlos anerkennen: Passkey im Browser angelegt, in KeePassXC abgelegt und den Account auf „passwordless“ geschaltet (eine Option, die man bei kaum einem anderen Anbieter überhaupt hat – bitte zurückmelden, wenn jemandem das auch woanders gelungen ist).
Amazon und Google folgen nicht einmal der Spezifikation für Passkeys im strengen Sinne, indem sie nämlich keine „discoverable credentials“ anbieten. Das Feld Username muss zwingend ausgefüllt werden, bevor die Passkey-Abfrage kommt. Hat man einen zweiten Faktor eingerichtet, fragt Amazon sogar NACH der Passkey-Authentication noch einen TOTP-Code ab, was ebenfalls nicht im Sinne der Spezifikation ist. Passkeys gelten in sich als multifaktoriell, was sie unter anderem auch so sicher macht. Da ich im Gegensatz zu Microsoft mein Passwort nicht löschen kann, werde ich TOTP auch nicht deaktivieren.
Ganz schlimm ist schließlich Apple: Im Browser kann ich erst gar keinen Passkey anlegen, sondern exklusiv mit Hardware, auf der MacOS, iOS oder iPadOS läuft. Habe ich das gemacht, kann ich ihn nicht in Bitwarden oder KeePassXC ablegen, sondern exklusiv in Apples Keychain. Obwohl ich vier (mobile) Geräte der Marke besitze, kann ich meinen Apple-Account nicht mit einem Passkey absichern, weil ich deren Keychain überhaupt nicht aktiviert habe. Stattdessen möchte ich mit KeePassXC auf dem Desktop und KeePassium auf iOS lieber plattformübergreifende Open-Source-Software nutzen.
Auf Windows ist allerdings auch nicht immer Verlass: Auf einem hp-Notebook von 2017 mit Windows 10, TPM 2.0, Bluetooth und aktiviertem Windows-Hello kriege ich es nicht hin, mir einen QR-Code anzeigen zu lassen. Das Gerät benutze ich nur noch zu Testzwecken – hier um herauszufinden, ob ich auch ohne laufendes KeePassXC in meine Accounts komme. Was ich statt Passkey per QR angeboten bekomme, ist das Anstöpseln eines Hardwarekeys (so reagiert Discourse, also unsere Forensoftware) oder eine Abfrage des TPM-Chips per PIN. So reagieren Amazon und Microsoft und brechen dann mit einer Fehlermeldung ab, da meine Passkeys ja nicht im TPM stecken. Und nein, dort will ich sie auch nicht zusätzlich anlegen – könnte ich ja auf einem fremden Gerät auch nicht tun.
Falls jemand hier weiter weiß, bitte melden. Das Beste, was ich dazu gefunden habe, ist dieser Link, aber der kann mir nur sagen „Du musst ein TPM und Bluetooth haben, dann läuft es mit dem QR-Code“:
https://www.corbado.com/blog/passkey-troubleshooting-solutions