Hoffnung als Strategie: Kommentar zur unsicheren elektronischen Patientenakte (ePA)

Ursprünglich veröffentlicht: https://www.kuketz-blog.de/hoffnung-als-strategie-kommentar-zur-unsicheren-elektronischen-patientenakte-epa/

1. Einleitung Jeder (gesetzlich) Krankenversicherte in Deutschland erhält ab 2025 eine elektronische Patientenakte (ePA), sofern er dem nicht widerspricht. Die elektronische Patientenakte soll das möglichst lückenlose Gesundheitsprofil jedes Menschen in Deutschland werden – von der Wiege bis zur Bahre sollen Gesundheitsdaten in einer zentralen Serverstruktur gespeichert werden. Nichts anderes bedeutet der Wechsel von der einwilligungsbasierten (Opt-in) zur widerspruchsbasierten (Opt-out) ePA. Unpassenden polarisierenden Aussagen wie »Datenschutz ist etwas für Gesunde« (Schaar, 2023) des ehemaligen Gesundheitsministers Jens Spahn ist entgegenzuhalten, dass es politische Aufgabe und ethische Verpflichtung ist, beides zu ermöglichen – Datenschutz und Gesundheit. Denn: »Gerade weil der kranke Mensch sich…

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Die Integrität der im ePA enthaltenen Informationen ist durch die Möglichkeit des unberechtigten Lesens und Schreibens nicht sicher gewährleistet.

Hätte da mal eine Verständnisfrage zu dem Aspekt des „Schreibens“ in die ePA.

Ist ein Szenario denkbar, in dem ein Akteur böswillig Informationen wie z.B. eine Penicillin-Unverträglichkeit aus der ePA löscht oder Falschinformationen platziert die wiederum zu einer Fehlbehandlung des Arztes oder Krankenhauses führen? Das wäre nämlich Stoff für einen guten Agentenfilm, in dem der Bösewicht durch Manipulation seiner ePA getötet wird.

Falls dass so ist, wäre es eine bessere Story um das Problembewusstsein in der Bevölkerung hinsichtlich der Risiken der ePA zu steigern.

Wie steht es mit einem Szenario, in der ein amoralischer, stinkreicher Milliardär auf ein neues Herz oder eine neue Leber angewiesen wäre, um dann in den Gesundheitsdaten auf Organverträglichkeit einkaufen zu gehen? Ich wache dann hoffentlich noch mit einer Narbe in einer Badewanne voll Eis in einem obskuren Hotelzimmer auf, solange der Typ nur eine Niere gebraucht hat. :wink:

Freue mich, weitere Alptraumszenarien in den Kommentaren zu lesen.

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Schöne Gegenüberstellung, danke für den Artikel!

Allerdings ist ein Fehler drin:

Herr Kelber bringt es auf den Punkt, denn ein Zugriff auf die ePA »[…] außerhalb des Behandlungszusammenhangs eines Arztes, […] schon von der Systemarchitektur her gar nicht möglich sein und ist daher ein Designfehler« (Koch, 2024).

Da fehlt ein „dürfte“ im Satz.
So heißt es im Originalartikel:

Zudem dürfte der Zugriff auf die ePAs „also auch die außerhalb des Behandlungszusammenhangs eines Arztes, […] schon von der Systemarchitektur her gar nicht möglich sein und ist daher ein Designfehler“, so Kelber.

Ist es nicht hilfreicher, das Problembewusstsein OHNE Alptraumszenarien zu stärken?
Es liefe darauf raus, dass ohne Alptraumszenarien nichts mehr als ein Problem angesehen wird. Dabei ist genau das ein Problem der Gesellschaft. Etliche Probleme würden gar nicht erst so groß werden, wenn die Menschen anerkennen würden, dass etwas problematisch ist, BEVOR ein Riesending draus wird oder jeder sieht, dass es eines werden könnte. Die im Artikel dargestelltenProbleme reichen doch schon aus. Die „Schlagzeilen“-Politik/Herangehensweise führt nur dazu, dass die Menschen immer mehr abstumpfen.

Das klingt für mich fast schon wie eine Definition für „fehlendes Problembewußtsein“. Du nennst es „Riesending“ und ich sage „Alptraumszenario“. :slight_smile:

Ich halte es für legitim, argumentativ den „GAU“ zu nutzen, um das Problembewußtsein zu schärfen bzw. zu verdeutlichen was im Extremfall passieren kann. So bekomme ich nämlich auch meinen „BILD-Zeitung“-lesenden Nachbar ins Boot.

Wenn ich den nämlich auf den Gastbeitrag verweise, steigt der spätestens nach dem zweiten Absatz der „Textwüste“ aus. Damit will ich nicht sagen, dass der Beitrag schlecht ist, sondern nur, dass er zu einem kleinen Publikum predigt.

NACHTRAG:
Schade übrigens, dass hier kommentarmäßig unter dem Artikel so wenig los ist. ePA scheint doch nicht das Thema zu sein, dass den Leuten gerade unter den Nägeln brennt.

Doch sehr aber nachdem ich Widerspruch eingelegt habe ist das Thema für mich abgehakt und beobachte es tiefenentspannt aus der Ferne. Nicht alles was uns als Fortschritt untergejubelt werden soll läßt einen auch gut schlafen!

Widerspruch habe ich übrigens nach diesem Artikel auch eingelegt. Eine ‚geleakte‘ Krankengeschichte ist eben doch ein anderes Kaliber als ein Passwort, dass ich neu generieren/ausstellen kann.

Ich würde jede Wette eingehen, die ganzen geleakten Gendatenbanken (z.B. 23andme) sind inzwischen schon im Datenfundus diverser Geheimdienste gelandet.