kürzlich wollte ich eine Haftpflicht-Versicherung für mein Auto abschließen. Im Verlauf des Abschlusses wurde der Baustein „Telematik PLUS“ angeboten. Hätte ich den „gebucht“, hätte das eine Reduktion meines Beitrages um 5 - 30% bedeutet. Dafür wäre es notwendig gewesen, dass ich einen Sensor (von der Versicherung) an die Frontscheibe klebe, eine App auf dem Smartphone installiere und beides miteinander koppel.
Im weiteren Verlauf hätten dann der Sensor und die App alle möglichen Daten über meinen Fahrstiel gesammelt. „Alle möglichen“ meine ich in dem Fall wörtlich.
Die Versicherung wollte mir keinen genaueren Einblick geben, wie genau die Berechnung der Ersparnis funktioniert.
Letztendlich habe ich mich dagegen entschieden.
Was haltet ihr von solchen angeboten? Provokant gefragt: Warum ist das überhaupt erlaubt?
Hat meine Versicherung auch im Angebot, ich habe es mehreren Gründen letztes Jahr zum testen aktiviert.
Geld. Offensichtlich, nach gut 6 Monaten halte ich ca. 20%+ Ersparnis für realistisch, das ist je nach Tarif schon ne Ansage.
Ich bin Zahlennerd, und die App liefert da schon ordentlich Material zur eigenen Verwendung und stellt auch detailiert dar warum (wo/weshalb) man ggf. runtergestuft wird.
Ich fahre eher scheisse, was mir auch bewusst ist. Mit Kindern im Auto sehe ich das als Problem, Geld hat sich als wirksamer motivator herausgestellt. Würde ich also als Win/Win verbuchen, und werde es erstmal weiterlaufen lassen.
Ich habe mich Ende 2024 auch intensiv damit beschäftigt, da meine Versicherung das auch anbietet. Letztenendes habe ich mich dafür entschieden. Ich versuche meine Beweg-/Hintergründe kurz darzustellen:
Ich habe einen sehr passives und entspanntes Fahrverhalten, welcher dadurch auch entlohnt wird. Bei den „normalen“ Versicherungsbeiträgen bezahle ich das „schlechte“ Fahrverhalten und die sich daraus resultierenden Ergebnisse anderer Verkehrsteilnehmer mit.
Ich habe mir die Datenschutzbestimmungen aller Beteiligten Firmen durchgelesen und für mich bewertet. Ich habe angegeben, dass die Daten ausschließlich für den genannten Zweck genutzt werden. Erweitertes Tracking und Datenweitergabe habe ich widersprochen. Darauf muss ich erstmal vertrauen. Das ganze läuft über eine separate Firma (aus Deutschland, DSGVO) und meine Versicherung erhält lediglich den Score. Wie dieser im Detail berechnet wird, kann ich leider auch nicht nachvollziehen. Ich habe nach knapp 2 monatiger Nutzung jedoch einen voraussichtlichen Rabatt von 25%, was eine Ansage ist.
Wie in der Presse (z. B. Daten von VW) ausreichend dokumentiert wird, erheben quasi alle Autohersteller ähnliche Daten. Die Daten werden also auch von anderer Seite erhoben. Davon habe ich als Kunde jedoch nichts.
Ich werde das jedoch weiter kritisch im Auge behalten.
Letzten Endes muss das jeder für sich selber entscheiden.
Für mich hat sich auch die Frage gestellt, wie mit anderen Fahrern umgegangen wird. Neben mir nutzen noch etwa 5 andere Familienmitglieder das Auto regelmäßig. Die haben ggf. gar keine Lust eine App zu installieren, jedes mal ihr Handy zu koppeln oder haben gar kein Smartphone. Ich hatte daher bei der Versicherung angefragt, wie es sich auswirkt wenn Fahrten nicht aufgezeichnet werden, bzw. ob es einen Grenzwert gibt, wie viel Prozent der Fahrten aufgezeichnet werden müssen.
Aber auch das konnte/wollte mir niemand beantworten.
Nein, ich befürchte jedoch, dass alle Fahrten auf den Eigentümer des Fahrzeugs umgelegt werden. Das hat zur Folge, dass das Fahrverhalten anderer Personen auch Auswirkungen auf dich hat.
Ich stehe der Telematik eher skeptisch gegenüber und rate grundsätzlich davon ab. Die Berechnung ist nämlich nicht wirklich zuverlässig. Wenn du beispielsweise gezwungen bist, eine Gefahrenbremsung einzuleiten, weil plötzlich ein Kind auf die Straße läuft, wird dir das negativ angerechnet.
Die Absicht des Versicherers ist natürlich, dass man sich intrinsisch motiviert, sorgfältig, vorsichtig und vor allem sehr (sehr, sehr, sehr) rücksichtsvoll zu verhalten. Statistisch gesehen senkt das die Unfallquote, weshalb es mit einem Rabatt belohnt wird. Andererseits möchte ich nicht, dass mein Versicherer jederzeit weiß, wo, wie schnell und wohin ich gefahren bin.
Wenn du ein Gelegenheitsfahrer bist und vorwiegend im Stadtverkehr unterwegs bist, kannst du Telematik ausprobieren. Ich selbst nutze es nicht und werde es auch nie tun, da ich es zu schätzen weiß, auch mal schneller zu fahren, wenn es der Verkehr zulässt.