Kommentar: Entbürokratisierung ist das neue Zauberwort

Ursprünglich veröffentlicht: https://www.kuketz-blog.de/kommentar-entbuerokratisierung-ist-das-neue-zauberwort/

1. Einleitung »Bürokratie abbauen«. »Entbürokratisierung«. »Bürokratiearm«. »Selbstbeschränkende Bürokratiebremse«. Diese politischen Schlagworte kommen bei den Bürgerinnen und Bürgern in der Regel gut an. Schließlich ist der Begriff Bürokratie im Alltag negativ besetzt. Ein Bürokratieabbau muss daher positive Auswirkungen und Vorteile haben. Die Zivilgesellschaft sollte aber sehr genau hinschauen, ob sich hinter dem Etikett »Bürokratieabbau« nicht der Abbau von Bürgerrechten oder gesellschaftlichen Kontrollfunktionen verbirgt. Denn das Schlagwort »Bürokratieabbau« ist eher zu einem Deckmantel für politische Eigeninteressen verkommen. Deshalb greifen Lobbyverbände wie der Wirtschaftsrat der CDU, Vertreter der Wirtschaft und auch die Politik nur allzu gerne in die »Bürokratie ist schuld«-Schublade. Der Koalitionsvertrag…

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Der Datenschutz zerstört uns in Deutschland. Genau deshalb können wir nicht mithalten mit anderen Ländern in Sachen Innovation und Geschwindigkeit.
Es wird Zeit, dass der langsam gelockert wird.

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Ich würde dir vielleicht glauben, wenn du ein paar konkrete Beispiele nenntest, wo der Datenschutz tatsächlich mal ein Problem war.

Alle Staaten des Schengen-Raums und alle Staaten, denen die EU-Kommission ein ähnliches Datenschutzniveau attestiert hat (USA jetzt aktuell mal ausgenommen) haben entweder die DSGVO direkt in ihren Gesetzen verankten, weil es eine EU-Verordnung ist. Oder sie haben, als nicht-EU-Staat, dafür gesorgt, dass ihre Gesetze entsprechend angepasst wurden.
Die meisten von denen haben keine Probleme damit, den Datenschutz entsprechend zu beachten und durchzusetzen.
Nur in Deutschland gibt’s eine hinreichend laute Lobby, die den Bürgern immer noch weismachen kann, dass der Datenschutz an allem Elend Schuld sei.

KEIN Datenschutz zerstört unser aller Leben.

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Darf ich fragen warum du dich im kuketz-forum.de registriert hast?

Eine etwas andere und nicht passende Meinung hast du. Aber die Elite sieht es genau gleich.

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Du fällst auf das Narrativ herein, die Lobbyisten und Kapitalisten gerne verbreiten. Das Problem dabei ist, dass Innovation auch mit Datenschutz sehr gut in Einklang zu bringen ist. War damals auch der Fall in der Geschichte der Menschheit. Als die Waschmaschine erfunden wurde, wurden auch keine Daten gesammelt, die zeigten, wer was und wie viel wäscht etc.

Die Sache ist nämlich die, dass diejenigen gegen Datenschutz argumentieren, die davon am Meisten profitieren oder zu deren Spielball werden. Es geht den Kapitalisten gar nicht um den Verbraucher oder „User“ (wie es entmenschlicht heißt). Es geht nur um Profit und Macht. Und die Gesellschaft lässt sich davon einnehmen, obwohl es auch mit Datenschutz tolle und gute Innovationen gibt und geben könnte. Die kommen aber nicht vermehrt von Unternehmen, sondern von staatlichen Institutionen, weshalb der Staat in diese Investieren sollte, um Innovationen zu fördern.

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@lacrosse:
ein sehr guter Artikel, viel Recherche, viele Verlinkungen - echter Qualität-Journalismus…bis aufn den Meinungsteil zur angeblichen Verdammung der Verwaltung (=Bürokratie):

denn, diesen eurozentrischen Ausstoß an minderwertigem Quatsch, der sich DSGVO nennt noch so zu verteidigen zeugt schon von Blindheit für die Allgemeinheit, die nicht die Zeit und die Transaktionskosten aufbringen kann, um durch dieses bürokratische Dickicht zu steigen.

Nicht nur der Terror-Cookie-Banner als Ausdruck einer völlig inkompetenten Gesetzgebung auf EU-Ebene mit der Folge von Unsicherheit in Betrieben, auf welchem Wege zB Akten im Umzugskartons von einem Büro ins andere verbracht werden dürfen, wenn sie doch so unvorstellbar schützenswerte Sozialdaten enthalten, und deshalb dem Mitarbeiter gesunden Menschenverstand absprechen, sodass ein externer sicherstellen soll, dass es bei einem gechützten Transport ohne Datenpanne bleibt , echt ey
…überall Rechtsunsicherheit und dadurch entstehende Kosten.

Die DSGVO ist immerhin ein Vorstoß auf EU-Ebene, aber er hätte 1995 kommen müssen, nicht 2019, wie alles zu spät ist, einheitliche Ladestecker für Handys und Autos…und überhaupt:

in einer funktionierenden Bürokratie rät das BSI seit Snowden von Microsoft ab. Das ist mir Beleg genug, dass der Staat und die EU nicht im Interesse der Allgemeinheit arbeiten und die Verwaltung ein aufgeblähter Haufen von Mitläufern ist, die nicht willens oder in der Lage sind, ihren eigenen Verstand zu bedienen.

*Bearbeitung aufgrund Autokorrektur am Fremdrechner - auch etwas, was mich wahnsinnig macht!
Frohe Ostern ^^

Wieso inkompetent?

Cookie-Banner sind in meinen Augen Ausdruck einer völlig fehlgeleiteten vorherrschenden Ansicht von Webentwicklung. Schau dir mal die meisten Webseiten ohne Werbeblocker an: Alles voller Werbung; hundert Drittanbieter; sinnlos „dynamisch“, auch wenn es statisch viel schneller wäre; ewig langsam; drölf „Pop-Ups“ und Einblendungen, die erst weggeklickt werden müssen. Würden diese Webentwickelnden nachdenken und/oder ein Rückgrat haben, hätten sie die sinnvolle der zwei Möglichkeiten gewählt und das Cookiesetzen einfach gelassen, anstatt so einen Mist zu fabrizieren. Wenn moderne Webseiten besch…eiden sein wollen, kann die DSGVO nichts dafür.

Das kann vorkommen, wenn neue Gesetze erlassen werden. Wobei einiges aus der DSGVO auch vorher schon mit dem damaligen Bundesdatenschutzgesetz geregelt war. Das hat damals nur kaum jemanden interessiert. Ich will nicht in eine Zeit, wo Datenschutz(recht) kaum jemanden interessiert.

Inwiefern spricht die DSGVO denn Menschen gesunden Menschenverstand ab, wenn sie Datenschutz einigermaßen sinnvoll regelt? Ich bin mir nicht sicher, ob das an der DSGVO liegt, wenn nach deren Einführung Menschen auf einmal so merkwürdige Fragen stellen.

Das sagt die DSGVO nicht.

Nur, wenn das Unternehmen vorher Unfug mit personenbezogenen Daten getrieben hat. Und das ist auch gut so.

Das war zu spät!? Haben dich die Jahre davor so kaputt gemacht?

„Der Staat“ und die EU sind Konstrukte einer heterogenen Vielzahl von Menschen, keine homogenen Einheiten, die selbst handeln oder arbeiten könnten.

Ich verstehe auch nicht, wieso jemand freiwillig Autokorrektur für die Muttersprache nutzen würde. ^^

Ich nutze es in Deutsch, obwohl Muttersprache. Warum? Es geht schneller, wenn ich etwas schreibe und es wird automatisch korrigiert. Das heißt, ich muss nicht auf jeden Buchstaben achten. Gerade auf dem Smartphone ist es super mit Autovervollständigung, da es auf dem Smartphone nicht wirklich toll zum tippen ist auf Dauer. Mache ich bei wichtigen Texten nicht. Aber so in Foren etc., ja. Erspart mir etwas Zeit und das nehme ich mit.

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Du bist ein „Freund“ von Philipp Amthor (CDU) & Co? Die in dem Artikel direkt angesprochen werden und nicht gut wegkommen. :light_bulb:
Beste Erklärung die mir einfällt. :innocent:

Zum Thema Cookiebanner: mit dem TTDSG sind überhaupt keine Banner mehr notwendig, wenn die Webseitenbetreiber Cookies nur dann einsetzen würden, wenn es technisch nicht anders machbar ist.
50% setzen Cookiebanner weiterhin ein, weil sie ÜBERHAUPT KEINE Ahnung vom Datenschutz haben und eigentlich auch überhaupt nichts davon wissen wollen, weil es ihnen schlicht völlig egal ist, ob sie zu Unrecht Daten sammeln oder nicht.
49% setzen Cookiebanner ein, weil sie neben den technisch notwendigen Cookies auch welche zum Tracking einsetzen. Oder für wer-weiss-was. Aber immerhin werden die Webseitenbesucher nach rechtlichen Vorgaben informiert.
1% der Webseiten setzt keine Cookies oder hat, im Interesse des Datenschutzes, tatsächlich eine Datenschutz freundliche Nutzung technisch notwendiger Cookies im Sinn.

Fazit: Ausladende Cookiebanner zeugen entweder von Unwissen oder Ignoranz oder man will tatsächlich Tracking-Cookies einsetzen.

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Hab letztes mal eine Seite gehabt, wo ein Banner kam mit: „Wir haben Do not Tracking erkannt, wir setzten keine Cookies.“

Das war mal nice.

Gab auch Untersuchungen, dass Werbung einfach Themen basiert sein kann und kaum weniger profitable.

Also auf einer Beauty Seite z.B. Kosmetik, auf einem KFZ YouTube Kanal kfz Teile etc.

Möglichkeiten gäbe es also einige.

Ich möchte auf die Gegenargumente eingehen, die hautptsächlich mit Wahrnehmung und Erwartungshaltung zu tun haben:

Innovation und Geschwindigkeit: Nehmen wir das Beispiel KI:

  • Allein die Tatsache, dass es den Begriff „KI-Winter“ gibt, d.h. dass seit den 1980er Jahren die Entwicklung der KI stagnierte, widerlegt die Erzählung von der „rasanten Innovation in der KI-Entwicklung“.

  • Das Argument, dass nur „fehlende Regulierung“ Innovation ermöglicht, ist nicht stimmig. Denn die Volksrepublik China ist ein ernstzunehmender Akteur bei der Entwicklung von KI. Technische Innovation ist in China nur auf der Grundlage der politischen Linie der Kommunistischen Partei (KP) möglich. Die Durchsetzung der KP-Linie erfolgt durch den Staatsapparat, d.h. durch die Bürokratie.

Digitales , Komplexität, Akzeptanz und Regulierung:

  • Grundsätzlich besteht ein Missverhältnis in der Akzeptanz von Regulierung im Digitalen - meist unter der Prämisse, dass es keinen (oder nur einen sehr geringen) Zusammenhang zwischen analogem und digitalem „Leben“ (Auswirkungen) gäbe. Anders in anderen Bereichen: Strenge Regulierung, z.B. im Bereich der Humangenetik, wird aufgrund der ethischen Bedenken viel eher akzeptiert.

  • Die ethischen und gesellschaftlichen „Kosten“ und Auswirkungen z.B. algorithmischer Desinformation - basierend auf der Verarbeitung personenbezogener Daten - werden unterschätzt und/oder nicht in den richtigen Wirkungszusammenhang gestellt.

  • Innovation und Rechtsbruch: Ebenso wie das Datenschutzrecht verletzt wurde (z.B. Geschäftsmodelle Social Media oder Überwachungsprodukt Gesichtserkennung von Clearview), wurde bei der Entwicklung von Large Language Models systematisch das Urheberrecht verletzt.

  • Ursache und Wirkung: An dieser Stelle möchte ich auf Consent-Banner im Internet eingehen. Ursache für die Notwendigkeit ist in der Regel Code von Drittanbietern, der vom Webseitenbetreiber eingebunden wird. Oder der Betreiber geht über den eigentlichen Zweck der Bereitstellung seiner Website hinaus, indem er das „Verhalten“ der Website-Besucher analysiert. Das bedeutet, dass die Komplexität und der Nervfaktor auf eine geschäftliche Entscheidung zurückzuführen sind. Ich übertreibe jetzt bewusst: Es wäre auch eine geschäftliche Entscheidung, sich nicht um Brandschutz, Fluchtwege etc. in einem Bürogebäude zu kümmern. Aber aus offensichtlichen Gründen gibt es hier keinen rechtlichen Spielraum für eine unternehmerische Entscheidung.