Nichts zu verbergen? Ein moderner Mythos und 12 Argumente dagegen

Ursprünglich veröffentlicht: https://www.kuketz-blog.de/nichts-zu-verbergen-ein-moderner-mythos-und-12-argumente-dagegen/

1. Nichts zu verbergen? Schon lange wollte ich etwas dazu schreiben, weshalb die Behauptung, nichts zu verbergen zu haben, gefährlicher Unsinn ist. Doch lange wurde es mir ausgeredet. Denn mit dummen Aussagen ist es wie mit Lügen auf Social Media: Um sie zu widerlegen, muss man sie reproduzieren und verleiht ihnen damit noch mehr Reichweite und Macht. Im Jahr 2014 war es endlich so weit. Ich kam zu der Auffassung, dass ich es gar nicht mehr schlimmer machen konnte. Also griff ich das Thema bei einer Veranstaltung an der HU Berlin zum Thema »Ein Jahr nach Edward Snowden« in meinem…

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Guter Artikel. Kleine Anektode aus dem wirklichen Leben.

Ein guter Freund ist genau jemand von diesem Schlag Mensch. Sobald er Daten gegen Komfort tauschen kann, macht er das.
Ich bin eigentlich keiner dieser nervenden Menschen die andere ständig belehren, ab und zu hinterfrage ich dennoch gewissen leichtsinnigen Umgang mit Daten.

Naja wie dem auch sei. Er ist (noch) kein deutscher Staatsbürger, das ist aber nur eine Frage der Zeit. Rechtstreu, guter Job usw.

Nun kam neulich die Diskussion auf , Menschen, welche einen gewissen Staat nicht anerkennen die deutsche Staatsbürgerschaft zu verweigern. Ich möchte hier ausdrücklich erwähnen das diese Person absolut nichts gegen diesen Staat oder Personen dessen Religion in diesem Staat ausgelebt wird hat. Allerdings bewegt ihn das Schicksal der Gegenseite, aufgrund von religiöser Zugehörigkeit einfach mehr.

Nun war in oben genannter Diskussion auch die Rede davon, Social Media Profile von Bewerbern (auf die deutsche Staatsbürgerschaft) zu prüfen, ob dort Medien befürwortet/geliked etc. wurden die nahelegen ob man vielleicht einer Meinung ist die nicht konform ist.

suprised Pickachu face

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Man sollte vor allem bedenken, daß sich das Klima auch in Politik und Gesellschaft laufend ändert, die Kommentare im Internet aber, einmal freigelassen, nicht mehr revidierbar und die Anonymität mit fortschreitender Zeit, bezogen auf ältere Verschlüsselungssysteme, schwindend sind …

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Ich beobachte, dass die Ausrede „Ich habe doch nichts zu verbergen“ langsam durch die Ausrede „Die wissen doch eh schon alles über mich“ ersetzt wird.

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Höre beide Ausreden oft in Kombination.

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@h.thielemann Was ich zusätzlich auch höre, ist, dass bspw. Google so viele Daten hat (auch eben von anderen Leuten), dass die sich um einen ja nicht kümmern und man untergeht. Dass es einem Mitarbeiter dort nicht daran gelegen ist, den Jannis (zufälliger Name, der mir gerade in den Sinn kam) zu beobachten etc. Es eben Google, in diesem Fall, um Werbung geht und man als einzelner Mensch irrelevant ist.
Gehört für mich auch in die selbe Kategorie.

@h.thielemann

Toller Irrtum: Ja, Google interessiert sich nicht für Jannis, aber für alle Items!
Das bearbeitet freilich kein Mitarbeiter.

Ich hörte den Satz vor allem in Bezug auf die NSA, kurz nach Snowden.
Insofern finde ich ihn auch relevant für diese Kategorie.

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Alles gut und schön und richtig.
Aber für viele zu abstract.

Richtig schöne Beispiele aus dem täglichen leben, das ware fein.
zB shoppen, Krankenkasse, Bank, etc.

r-)

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Bei den Leuten, die Werbung zulassen und auch sonst alles Mögliche, muss es doch an der ständig personalisierten Werbung, vorangepassten Einstellungen und dergleichen zu sehen sein.

Ich kann freie, ungeblockte Browser und Systeme gar nicht ertragen. :sunglasses:
Das muss den Menschen doch auffallen: wieviel Ruhe, Flinkheit und Unabhängigkeit unsere Displays ausstrahlen … :nerd_face:

Interessant ist auch wenn man Menschen in seinem Arbeitsumfeld einfach etwas vorenthält, auch wenn da nach gefragt wird, und 90% bestimmt auch Auskunft gibt, man aber das Recht hat diese Tatsache zu verschweigen, trifft man auf Unverständnis und würde anderen die Arbeit erschweren.
Wenn ich jetzt in Zukunft meine Menschenrechte immer erst nachweisen oder darauf hinweisen muss, dass ich dies eben habe, ob da andere drauf verzichten und somit die „Arbeit“ erleichtern, wo kommen wir da hin, dass kann es doch nicht sein.
Wenn ich mich so rechtfertigen würde, wäre ich bestimmt auch direkt verdächtigt und in nächster Instanz schon Angeklagter, weil Verdächtige haben immer eine Teilschuld, sonst würde man sich ja nicht verdächtig verhalten.

Wie krank sind diese Menschen? Muss man denen echt erklären, das wir diese Rechte nur haben, weil da Menschen für gekämpft haben und auch verdammt nochmal gestorben sind für?
Diese Rechte soll man nun wegen einem vorgetäuschten Sicherheitsgefühl freiwillig ohne dafür zu kämpfen wieder abgeben? Stück für Stück in kleine Scheibchen schneiden?

Ja, aber das wäre ja nicht zu vergleichen.

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Sehr richtig!

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Wichtiges Buch, wichtiges Thema!

Den Mythos („Nichts zu verbergen!“) wollte ja nicht nur das Dritte Reich (in der Form des Blockwart-Systems) sondern auch Mark Zuckerberg nach eigener Aussage als neue Kultur etablieren.
Zuckerberg gründete Facebook wenige Wochen nachdem das DARPA LifeLog aus ethischen Gründen gestoppt wurde.
Gut, Zuckerberg meinte natürlich (!!! nein wirrrklich!), das zuätzliche Wissen würde nicht zugunsten einer Diktatur genutzt, sondern nur zum Guten.
Ganz bestimmt.
Ganz bestimmt war das seine intelligente und ernsthafte Meinung.

Zuckerberg proklamierte, dass Datenschutz eine Sache der Vergangenheit wäre.
(Vertraulich nannte er dennoch seine, ihm vertrauenden ersten Nutzer: Schwachsinnige Idioten - „dumb fucks“.)
Dann aber wollte er an die Börse, merkte, er muss Gesetze ernst nehmen („Börsenprospekt“, Due-Dilligence-Prüfung etc.) und merkte, dass er ein bisschen heucheln sollte, um seriöser zu wirken, machte also eine Kehrtwendung kurz vor Börsengang und versprach Datenschutz.

Es hatte ihm wohl auch jemand geflüstert: Versprichst du Datenschutz, machen sich die Menschen gegenüber Facebook noch hemmungsloser nackig.

Man verzeihe mir die pointierte Darstellung, aber dieser laufende Angriff auf das Menschenrecht der Privatheit (kein Luxus, kein Geschenk ‚von oben‘, sondern demokratienotwendig!), darf eben AUCH nicht bagatellisiert werden.
Und es ist auch keine Bagatellisierung des Dritten Reichs, wenn Rechte, die gerade gezielt zur Abwehr einer Wiederholung eines Dritten Reichs weltweit angegriffen werden, wie Zuckerberg es ausdrücklich vorhatte bzw. praktiziert.
Die Grundrechte, darunter das Menschenrecht auf Informationelle Selbstbestimmung, (Überwachungs-)Freiheit und Menschenwürde stehen als Reaktion auf das Dritte Reich im Grundgesetz. Sie sind, wie alle Grundrechte, definiert als Abwehrrechte der Bürger.

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