Disclaimer: Das wird evtl. etwas länger, würde mich aber über Unterstützung freuen ..
tl;dr: Ist Datenschutz überhaupt sinnvoll, wenn man vorher sowieso sein ganzes Leben lang nicht super tiefgreifend darauf geachtet hat? Lohnt sich der zeitliche Aufwand als Mensch mit Familie?
Hi zusammen,
wie bei (gefühlt) vielen anderen Personen auch treibt es mich gerade raus dem Appleversum und auch nicht mehr zurück zu Windows.
Ich würde sagen ich war schon immer Datenschutz- und auch Sicherheitsinteressiert aber mehr als „iOS und MacOS so safe wie möglich machen“ war bei mir eigentlich nie los.
Vor meinem Umstieg auf Apple - Geräte war ich sehr lange auf diversen *unix-Betriebssystem unterwegs und habe all meine Smartphones bis zum endgültigen Brick geflasht
Irgendwann kam dann eben die Entscheidung, dass mir das alles zu aufwendig ist und ich einfach ‚alles aus einem Guss‘ haben möchte; das ist nun gerade mal ein paar Jahre her (Release des M1 Macbooks).
Nun ist es aber so, dass in der Zeit zwei Kinder mehr in unseren Haushalt ‚eingezogen‘ sind. Falls Eltern unter euch sind, ihr werdet es vielleicht kennen, es ist nicht gerade so, dass die Zeit mehr wird.
Dazu kommt, dass ich zwar technisch recht interessiert bin und auch ein paar tiefergehende Kenntnisse (HTML, CSS, Python) und Erfahrungen (Debian, Arch, Gentoo) gesammelt habe aber mich eben doch in einem (sehr fordernden) nicht-technischen Beruf wiedergefunden habe.
Wie dem auch sei habe ich mir - in einem mentalen Kurzschluss - ein Tuxedo Notebook und ein gebrauchtes Pixel besorgt.
Das Notebook mit TuxedoOS liegt noch komplett unberührt hier herum, da dass Pixel schneller hier war.
Nach Ankunft des Pixel also genau 1x ins Standard Betriebssytem gebootet um die Installtion von GrapheneOS vorzubereiten und seitdem spiele ich an Graphene rum. Mir war klar, dass ich auf Schwierigkeiten stoßen werde und bin dennoch kurz davor, Notebook und Pixel wieder zurück zu schicken.
Ich finde es einfach absurd, wie viel Zeitaufwand man betreiben muss, um irgendwie „datenschutzgerecht“ zu leben. Eine Nextcloud aufsetzen, passende Apps raussuchen, die Smartphones der Familie anpassen (wir teilen uns Notizen, Reminder, Kalender, usw.), irgendwie zusehen, dass man alle Apps zum Laufen bekommt, dann frisst Molly / Signal-Foss unendlich viel Strom und das Pixel 9 Pro verliert absurd schnell Akku, die Community ist überraschend unfreundlich (nicht hier, hier habe ich noch nicht gepostet) … usw.; da frage ich mich gerade schon, ob es das alles wirklich wert ist? Ich habe zwar immer darauf geachtet möglichst datenschutzfreundlich zu agieren, aber im Vergleich zu GrapheneOS oder dem Aufwand den hier einige User betreiben ist mein bisheriger Ansatz geradezu lächerlich.
Ich weiß gar nicht so sicher, was ich mit diesem Text erreichen möchte aber ich glaube, ich erhoffe mir, dass mir jemand nochmal sagen kann wofür das Alles eigentlich gut ist. Dass sich der Aufwand, trotz zweier Kinder und einer Partnerschaft und einem ‚normalen Leben‘ wirklich lohnt und zwar auch dann, wenn man nicht technisch ultra versiert ist.
Lustigerweise kann ich nicht mal genau benennen, was mich eigentlich so nervt. Es ist so ein generelles Gefühl von „ich möchte Datenschutz und ich möchte möglichst weg von US-Amerikanischen Unternehmen“ auf der einen Seite und einem Gefühl von, wie beschrieben, „lohnt sich das alles überhaupt“ auf der anderen Seite.
Dazu kommt, dass man irgendwie auf Apps die von einer Person entwickelt werden und jederzeit den Bach runtergehen können setzt. Man setzt auf ein Betriebssystem, dass von Menschen entwickelt wird die kaum ersetzbar sind (zumindest habe ich das Gefühl bei den führenden Entwickler/innen bei GrapheneOS).
Klar, es ist Open Source und kann immer aufgegriffen und weitergeführt werden, aber die Menschen müssen sich ja erst mal finden.
Wie gesagt, das ist hier wohl eine Mischung aus Frust von der Seele schreiben und Hoffnung auf mentale Unterstützung.
In jedem Falle: Danke fürs Lesen!