Schleswig-Holsteins Landesverwaltung setzt auf FOSS

Die Nachricht hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube…

https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/I/Presse/PI/2024/CdS/240403_cds_it-arbeitsplatz.html

2 „Gefällt mir“

Darüber wurde schon vor Monaten auf heise.de berichtet, doch klingt es (zumindest in Teilen) so, als würden hier Nägel mit Köpfen gemacht:

Die Verwendung von LibreOffice als Standard Office-Paket in der Kommunikation zwischen Ministerien und Behörden erfolgt kurzfristig und deren Verwendung ist verpflichtend.

Dass das schon so alt ist, wusste ich nicht. Die Pressemitteilung ist vom 3.4.24. Und warum ich skeptisch bin … Das wurde doch vor ein paar Jahren schonmal in München angefangen. Die sind doch dann auch wieder zu Microsoft zurück. Oder erinnere ich mich falsch?

1 „Gefällt mir“

Ja mit ihrem LiMux.

Ich hoffe sehr das Schleswig Holstein hier eine Vorreiterrolle übernimmt und viele nachziehen.
Am besten auf deutscher oder EU ebene.

1 „Gefällt mir“

So hies das, genau. Ich wusste nur noch, dass das Ganze ein Trauerspiel erster Güte war.

https://de.wikipedia.org/wiki/LiMux

So ist das halt, wenn Politiker über technische Themen entscheiden, dann endet es nicht selten wie in München. Wird in Schleswig-Holstein auch nicht groß anders laufen. Man kann sich die Software halt nicht herzaubern. Wenn man dann mit zahlreichen unnötig spezifischen Vorschriften wie in SH sich die ohnehin schon limitierte Auswahl an guter Software dermaßen einschränkt, anstatt allgemeiner zu definieren welche Datenschutz- und Sicherheitsbedürfnisse erfüllt werden müssen, hat man weder Politik noch Technik verstanden.

2 „Gefällt mir“

Welche erfolgreichen Migrationsprojekte sind hierzu nennenswert?

Hier auch noch ein Highlight aus der Pressemeldung:

Die Verwendung von LibreOffice als Standard Office-Paket in der Kommunikation zwischen Ministerien und Behörden erfolgt kurzfristig und deren Verwendung ist verpflichtend. Sofern eine Umstellung aufgrund technischer oder fachlicher Gegebenheiten nicht zeitnah erfolgen kann, werden mögliche Ausnahmen vereinbart.

Die Ausnahmen werden reichlich kommen — versprochen. Makros, Integration mit anderer Software, Add-ins (bspw SAP-Anbindung in Excel, besonders beliebt bei Finanzern), usw. der normale Wahnsinn den andere schon beim einfachen Upgrade zwischen großen Office-Versionen erlebt haben… Schulungsbedarf kommt noch dazu.

Die übrigen fünf Projektstränge lesen sich auch nicht als ob das Zielbild schon steht. Persönlicher Tipp von mir: in 6 Monaten Jubelmeldung über 80% Umstellung auf LibreOffice, dann lange nichts und in 3-4 Jahren den Rollback :wink:

1 „Gefällt mir“

Bin gespannt.
Der Teufel liegt ja oft im Detail oder besser gesagt den MS Office Bastellösungen mit viel Access und Excel :slight_smile:

Ich finde es gut wenn man sagt, wir gehn schrittweise vor. Erst mal Office und dann der Rest.
Das überfordert weder IT noch Nutzer komplett und man hat sicher mehr als genug zu tun um alte verrostete Prozesse aufzupolieren für die Moderne.

Vermutlich ist das jetzt im April der offizielle Launch. Erinnere mich dunkel, dass der Heise-Bericht vor Monaten ein Interview mit einem der Verantwortlichen war - samt Link auf ein PDF, das bereits alle Infos aus der Pressemeldung enthielt. Links dazu möchte ich nicht noch einmal herauskramen, doch scheint mir das alles anzuzeigen, dass sie es im Norden ernst meinen mit dem Projekt. Darum bin ich zur Abwechslung mal optimistischer als die meisten hier im Thread :slightly_smiling_face:

2 „Gefällt mir“

Eben.
Immer wird sich gewünscht, dass mal alternativen zu MS kommen.
Dann traut sich wer es anzupacken und man redet es schlecht.

Hoffe auf vollen Erfolg, gleichwohl es bestimmt ein langer steiniger Weg wird.

1 „Gefällt mir“

Wichtig wäre dass man bestehende Projekte dauerhaft unterstützt.
Wie man bei XZ , OpenSSL und anderen Fällen gesehen hat, sind OpenSource Projekte oft hoffnungslos unterfinanziert.

LibreOffice, Firefox, Thunderbird, Matrix&ElementCall, BigBlueButton, Jitsi, Dovecot,LinuxDistros,nextCloud und so fort.

Bin ausserdem gespannt was sie sonst noch so einsetzen werden an Software.

1 „Gefällt mir“

https://www.computerbase.de/2020-06/schleswig-holstein-bundesland-microsoft-open-source/

In dem im Artikel verlinkten PDF stehen noch ein paar mehr Details und Softwares.

Naja, weil es einfach keinen Sinn macht. MS-Produkte werden auch in deutlich sensiblerem Umfeld als in ein paar Behörden in SH eingesetzt, beispielsweise in militärischen Einrichtungen und Geheimdiensten rund um den Globus. Man kann diese datenschutzfreundlich verwenden durch eine Kombination aus Richtlinien- und Netzwerkkonfiguration. Eine entsprechende Konfiguration wäre deutlich einfacher und effizienter als auf ein komplett andere Ökosystem zu wechseln.

Es gibt nichts teureres als ineffizientes Arbeiten, dagegen sind die Lizenzkosten von MS gering. Der Effizienzabfall wird enorm sein. Neues OS, Desktop-Umgebung, Apps, Office-Suite, Cloud-Dienste. Sowohl einmalig bei der Umstellung, als auch dauerhaft, da einfach nicht annähernd der gleiche Funktionsumfang vorhanden ist. Man muss doch nur mal Libreoffice Calc mit MS Excel vergleichen. In Calc fehlen selbst viele Funktionen die ich unter Basisfunktionen abstempeln würde. Das heißt man muss immer wieder Dinge neu erfinden, die in Excel einfach da sind. Dann funktionieren Macros nicht mehr usw. Während es neue Mitarbeiter die mit MS Produkten vertraut sind es wie Sand am Meer gibt, muss man bei dem neuen Softwarestack bei Null anfangen. Mitarbeiter werden unzufrieden aufgrund der großen Umstellung und weil die neuen Produkte keine ähnliche Qualität haben. Und so weiter.

Das Ganze in einem Umfeld in dem es kaum Anreize für effizientes Arbeiten gibt, ein Teil der unkündbaren Beamte einfach mal „Nein“ sagen wird oder Malicious Compliance betreibt. Ich weiß nicht wie es in SH ist, aber da wo ich wohne dauert alles was mit Behörden zu tun hat unglaublich lange. Wenn das dann noch schlimmer wird, gute Nacht.

2 „Gefällt mir“

Also einmal Klassenprimus und dann für immer so lassen?
Gute Einstellung.

Hoffe auf vollen Erfolg.
Als nächsten verpflichtender Einsatz in der Schule.
Dann hast du genug die sich damit auskennen.

In meiner Arbeit sitzen 1.000 MA.
Sry aber die Hälfte würde den unterschied nicht mal merken.

Auch Beamte müssen Folge leisten.
Wie kommt man auf die Idee, das diese einfach Nein sagen?

Klar ist, die Wahrscheinlichkeit das es klappt ist geringer als einfach wieder beim alten weiter zu machen.

Die EU könnte hier Vorreiter werden.
Jetzt lassen wir halt mal ein Bundesland anfangen. :slight_smile:

1 „Gefällt mir“

Deswegen ja auch Salamitaktik und stufenweise Austauschen. Dann ist das Geschrei deutlich geringer :slight_smile:

1 „Gefällt mir“

Gibt es da einen einsehbaren Migrationsplan oder nur die laue Pressemitteilung (und die veraltete Miniinfo auf der Schnorchelseite von computerbase) ?

Auf jeden Fall wird da der Beamten-Dreisatz zur Anwendung kommen:

  • Das haben wir immer so gemacht!
  • Das haben wir noch nie gemacht!
  • Da könnte ja jeder kommen!

Kenne ein paar sehr junge Beamte, unter 25Jahren.
Du glaubst gar ned was die erzählen was die Woche für Woche an altbackende Vorgehen über Board schmeißen oder digital ersetzen.

Kann also dem nicht zu stimmen, das es die Beamten sind, die hier blockieren.
Es ist wie immer im Leben, ein teil macht viel ein Teil macht wenig.
In großen Firmen ist es immer schwieriger fundamentale Änderungen zu bewirken.

3 „Gefällt mir“

Nur falls das hier falsch rübergekommen sein sollte. Ich wünsche dem Projekt den maximalen Erfolg. Ich bin begeistert, dass eine Landesverwaltung Anlauf nimmt und nicht nur eine bayrische Kleinstadt :slight_smile: . Ich hoffe inständig, dass hier ein erfolgreiches Beispiel Schule macht. Auf welcher Ebene auch immer.

Ich bin aber auch ein Aluhutträger und nehme von Menschen mit Verantwortung grundsätzlich immer das Schlechte an. Ich glaube (ohne jeden Beleg), dass Limux nicht am Engangement der Beteiligten gescheitert ist. Ich glaube, dass Microsoft stark darauf bedacht ist, dass solche Versuche erfolglos enden. Sie verdienen einfach zuviel Geld mit dem Verkauf von Software und haben es zu erfolgreich geschafft einen sehr großen Teil der Nutzer an ihr Ökosystem zu binden. In solchen Fällen wird nach meiner Erfahrung auf einer Ebene oberhalb der Projektebene Lobbyarbeit geleistet. Aber wie gesagt … nur meine Vermutung, meine Erfahrung, meine unbewiesene Behauptung.

Da hast du möglicherweise Recht. Ich mag das nicht rechnerisch nachprüfen. Daraus aber die Kosequenz abzuleiten, dass man am aktuellen Zustand nichts mehr ändern sollte finde ich schrecklich traurig. Es ist traurig genug, dass diese Denkweise für privatwirtschaftliche Unternehmen wohl unvermeidlich ist. Darum sollten wir um so dankbarer sein, dass das Ganze von einer größeren Verwaltung angestoßen wurde, die hoffentlich nicht nur von wirtschaftlichen Zwängen getrieben ist.

Auch da hast du wahrscheinlich Recht. Aber auch hier ziehst du meiner Meinung nach den falschen Schluss. Ich halte das für die perfekte Chance die jeweiligen FOSS-Projekte mit ein bisschen staatlicher Kohle oder Entwicklungsarbeit anzuschieben um den Funktionsumfang zu erweitern. Das könnte dann im Sinne von „public money - public code“ den nächsten Projekten zu Gute kommen um diese dann von Beginn an effizienter zu machen. Allein, wenn S-H es schafft gute Onlinefortbildungen für die jeweiligen Anwendungen zu stricken und diese dann öffentlich zugänglich machen würde … Ich fange schon wieder an zu fantasieren …

Unabhängig davon finde ich es schrecklich, dass die heilige Effizienz in unserer Gesellschaft das Maß aller Dinge ist. Aber das ist eine andere Diskussion.

Ich behaupte, es gibt keinen messbaren Unterschied zwischen einer großen Verwaltung und einem größeren Unternehmen. Siemens bspw. oder die Deutsche Bahn sind keine Vorreiter einer effizienten Unternehmensführung. Alle langjährigen Mitarbeiter in einem großen Unternehmen mit gutem Tarifvertrag und einem Betriebsrat sind weitestgehend unkündbar. Machst du es den Mitarbeitern einer Verwaltung wirklich gerade zum Vorwurf, dass sie in einem Umfeld arbeiten in dem Sie widersprechen dürfen, ohne um ihren Job fürchten zu müssen?

1 „Gefällt mir“