Smart Meter, was tun?

Hallo liebe Community,

ich bin Hauseigentümer und dank unserer Wärmepumpe werden wir auf kurz oder lang mit einem Smart Meter beglückt. Aus Datenschutzsicht für mich eine Katastrophe, diverse Untersuchungen zeigen dass sich aus eng getakteten Verbrauchsmessungen Rückschlüsse auf das Verhalten, sogar auf den TV Sender ziehen lassen.

in den Weiten des Internets ist leider nichts brauchbares zu finden, bis auf einen Beitrag des Verbraucher Forums Berlin in den unter Punkt
Kündigungs- und Widerspruchsrechte
steht:

Falls ein Verbraucher keine Online-Kommunikation des Smart Meters wünscht, kann er verlangen, dass die Daten nur lokal gespeichert werden.

Dazu konnte ich allerdings keine Quelle finden.

Gibt es denn irgendwelche Möglichkeiten die Totalüberwachung zu verhindern, durch eben Widerspruchsrechte oder durch Maßnahmen im Graubereich „schlechter Empfang im Keller“

Vielen Dank schon mal im Voraus?

Gruß von der Datenschutzfront.

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Frag doch bei einem oder mehreren Stromanbieter(n) nach Vertrag und ggfs. Datenschutzerklärung. Spontan würde ich sagen, dass für die Erfüllung des Vertrags nur das Integral Deines Stromverbrauchs zu Abrechnungszeitpunkten notwendig ist. Alles andere würde dann Deine Einwilligung erfordern. Ein Widerspruch erscheint mir intuitiv nicht erforderlich.

Nein.

Wie häufig werden die Messdaten übertragen?

Die aktuellen Zählerstände und deren Summe werden mindestens 15-minutengenau für Strom und 60-minutengenau für Gas über das Smart Meter Gateway an den Messstellenbetreiber übertragen. Der Gesamtzählerstand wird einmal monatlich an den Netzbetreiber, den Stromlieferanten und das Kundenportal übermittelt.

Quelle: https://www.netze-bw.de/dsc/faq?id=ed8e9cd5-920a-4560-a577-26ca3cff06cf

Hör Dir zur Thematik „Privatsphäre bei Smartmetern“ mal die „Lage der Nation“ Folge 424, Kapitel SmartMeter an Abspielposition -22:40 an.

https://lagedernation.org/podcast/ldn424-signal-chats-mit-jd-vance-konstituierung-des-bundestags-koalitionsverhandlungen-digitalisierung-der-verwaltung-christina-lang-digitalservices-gmbh-bund-proteste-in-der-tuerkei-tina-bloh/#shownotes

Da wird genau auf den von Dir verlinkten Artikel eingegangen und erklärt, warum dieser theoretische Angriff effektiv kein Privatsphäre-Problem darstellt.

Der Grund den die Lage dafür nennt ist die nicht übermittelte hohe Auflösung der Verbrauchsschwankung an die Anbieter die man für diesen Angriff benötigen würde.

Vielen Dank für den Hinweis auf den Podcast. :+1:

Dort wird mir das Thema Privatsphäre-Probleme aber zu sehr heruntergespielt
Es steht doch außer Frage, dass bei 15 minütiger Erfassung im vgl. zu jährlicher Erfassung eine detaillierte Profilbildung möglich ist (und ob es bei 15 Minuten bleibt sei mal dahingestellt). Ob es ein Haushalt mit Kindern ist, da nach Schulschluss der Herd eingeschaltet wird, oder ob der Mensch im HomeOffice arbeitet Mo und Fr, Di bis Do außer Haus ist, wie lange er im Urlaub ist, ob er Besuch hat (das eher über den Smarten Wasserzähler), etc.
Dass es nicht möglich ist herauszufinden welchen Sender jemand genau schaut… das ist doch auch überhaupt nicht das Bedrohungsszenario.

Es wundert mich dass wir an allen Ecken und Enden Mittel haben um unsere Privatsphäre zu schützen, sei es technischer Natur: Tor, Signal, XMPP, … oder juristischer- : DSGVO
und vor Smart Metern gibt es weder entkommen noch Schutz? :confused:

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Du hast hier eine gesellschaftliche Fragestellung:

Wie schaffen wir es gemeinsam unser zukünftiges Energiesystem basierend auf erneuerbaren Energien stabil hinzubekommen?

Ein Smart Meter ist eine Grundlage dafür, dass ein netzunterstützender Verbrauch ermöglicht wird, da er die Grundlage für dynamische Stromtarife und damit einen Vorteil für den gesellschaftlich sinnvollen Verbrauch darstellt.

Auch hier hast Du Maßnahmen:

(-) Auswahl Deines Messstellenbetreibers
(-) PV-Anlage und Akku um Deine Verbräuche zu verschleiern
(-) Zeitversetztes Laden für ein E-Auto
(-) Laptop mit Eigenversorgung
(-) Akkus die Netzauskömmlich Laden / Entladen und hierbei ebenfalls Deine Eigenverbräuche verschleiern (zukünftig)

Die DSGVO ist natürlich auch gültig.

Ich konnte mal vor Jahren ein klein wenig in die Welt der Stromversorgung blicken.
Es gibt - mitunter bis hinunter auf einzelne Stromanschlüsse - sogenannte Lastprofile. In den Lastprofilen findet man ziemlich detailierte Infos zum Stromverbrauch. Die Graphen, die ich gesehen habe, zeigten Messungen im 15-Minuten-Abstand. Die Lastprofile waren zu dem Zeitpunkt vor allem bei Großabnehmern interessant. Aber auch bei der Omma ihr klein Häuschen sind die Lastprofile für Stromverkäufer interessant, denn anhand der Profile kann einigermaßen genau berechnet werden, wie viel Strom die Omma in ihrem Häuschen wann benötigt.

Aus meiner Sicht erhöhen die SmartMeter nur die Genauigkeit der Messungen. Schon vorher weiss zumindest der Netzbetreiber, wann die Menschen im Haus unterwegs sind und wann man sich mehrheitlich vor der Glotze einfindet. Das spiegelt sich auch direkt am Börsenpreis des Stroms wieder. Der ist morgens um 8 und abends um 20 Uhr am höchsten.

Welches Fernsehprogramm man eingeschaltet hat, mag man vielleicht noch erraten können. Als Gegenmaßnahme könnte man ja eine Glotze in einem anderen Zimmer mit einem anderen Programm laufen lassen :wink:
Die Information, welches Programm man guckt, kann man aber mit dem Status „100% sicher“ aus der SmartGlotze selbst beziehen :wink:

Ich habe gesehen, dass die Lastprofile essentiell wichtig sind, um den Energieverkäufern und Netzbetreibern die Möglichkeit zu geben, Strom passend „herstellen“ zu lassen und das Leitungsnetz passend umzubauen. Und vor allem sind die Informationen wichtig, um das Stromnetz stabil zu halten. Ich tendiere in dem Fall eher dazu, mich von einem SmartMeter „überwachen“ zu lassen - im Austausch gegen ein stabiles Stromnetz.

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Nicht nur eine Fragestellung. Privatsphäre/Datenschutz/Überwachung sind auch gesellschaftliche Fragestellungen.

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