Social Media: Warum es höchste Zeit ist, sich von datengetriebenen Geschäftsmodellen zu verabschieden

Ursprünglich veröffentlicht: https://www.kuketz-blog.de/social-media-warum-es-hoechste-zeit-ist-sich-von-datengetriebenen-geschaeftsmodellen-zu-verabschieden/

Es ist allgemein bekannt, dass soziale Netzwerke wie Facebook, TikTok, Instagram und X maßgeblich von der Nutzung und Auswertung von Nutzerdaten zu Werbezwecken sowie von der Einblendung von Werbung selbst profitieren. Diese Plattformen sind auf eine Aufmerksamkeitsökonomie ausgerichtet, die darauf abzielt, bewusst Erregung/Aufregung zu erzeugen, um die Interaktion mit fremden Inhalten zu steigern. Dabei geht es weniger um die Förderung einer gesunden Debattenkultur als um Gewinnmaximierung. Die Algorithmen bevorzugen Inhalte, die eine hohe Anzahl von Reaktionen hervorrufen, unabhängig davon, ob diese positiv oder negativ sind. Vorrangiges Ziel ist es, dass die Nutzer möglichst lange auf den Plattformen verweilen und die…

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Geschäftsmodell nicht, sehr wohl aber einseitige Gesinnung

Interessant dazu finde ich die Bilanz von heise in der sie z.B. die Interaktionen rund um ihre Posts vergleichen. Kurz gesagt, auf Mastodon interagieren die Nutzer viel mehr und auch untereinander im Vergleich z.B. zu X

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Meiner Ansicht nach sind soziale Netzwerke für viele Menschen ein Grundbedürfnis welches von GEZ Gebühren neutral, sicher und ohne Datensammlung finanziert und betrieben werden muss. Das keine Partei das erfasst ist genau der Level von abhängigem denken den wir für eine gesicherte Zukunft nicht brauchen können.

Wie jetzt?
Parteien sollen dies erfassen und diese finanzieren ohne aber Einfluss zu nehmen?
Wie stellst du dir das vor?

Nun ja, ist glaube ich nicht so schwer …
So wie die Parteien damals erkannt haben, dass es so etwas wie die öffentlich rechtlichen braucht und dies geschaffen haben mit Strukturen, die politische Einflussnahme verhindern sollen.

Ich hatte mir das früher auch gewünscht, aber in Teilen passiert das ja schon. Wenn ich an ARD unf ZDF denke. Es wäre halt noch wünschenswert, andere Medien auf anderen Plattformen im Fediverse (z.B. Peertube) aufzubauen

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Ist es gelungen die politische Einflussnahme zu verhindern?

Ein „Grundbedürfnis“, welches es noch vor einigen Jahren gar nicht gab!

Das Jahr 2004 war das Gründungsjahr von Facebook (heute: „Meta“), im Jahr 2006 folgte Twitter (heute „X“) und im Jahr 2009 folgte WhatsApp, gegründet von Brian Acton und Jan Koum (heute: beide raus).

Was der Mainstream unter „Social Media“ versteht, hat so gar nichts mit „social“ zu tun. Im Startbeitrag wurde es bereits angesprochen. Für meine Begriffe fällt es sogar eher in die Kategorie „a-social“ (Asozial).

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Ich finde diesen Absatz sehr interessant, weil er ein anderes Thema anspricht, das ebenfalls sehr wichtig ist. Die Verantwortung der Technologiekonzerne gegenüber ihren Nutzern im sozialen Kontext ist nämlich etwas, das immer mehr an Bedeutung gewinnt und meiner bescheidenen Meinung nach auch sehr viel zur Entwicklung des sozialen Gefüges unserer Gesellschaft beiträgt.

Ich war auf den „traditionellen“ sozialen Medien und auf den „Neuen“ unterwegs und habe leider festgestellt, auch wenn das viele nicht hören wollen und der Kommentar sehr wahrscheinlich versteckt wird, dass die politischen Randgruppen auf beiden Plattformen sehr stark zugenommen haben, in beide politische Richtungen (auf den traditionellen eher rechts und im Fediverse eher links). Besonders stark habe ich das im Fediverse mitbekommen nach Musk’s Kauf von Twitter und der dadurch resultierende Wechsel von viele Leuten, ist die Möglichkeit sich im Fediverse politisch zu unterhalten gegen Null gegangen. Das gleiche gilt für die Privatsphäre- und Sicherheits-Community, der Drift in eine politische Richtung ist deutlich zu spüren.

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Ich war zuvor auf keinem der einschlägigen ‚Social Networks‘ aktiv. (‚social‘ entspricht übrigens unserem ‚gesellschaftlich‘, nicht ‚sozial‘)

Hat mich nie interessiert, habe ich auch grundsätzlich abgelehnt, da proprietär (ich nicht Kunde, sondern Produkt).

Als mich seinerzeit in den frühen „10ern“ Leute fragten, wieso ich nicht auf Facebook bin, hatte ich immer geantwortet, dass ich die Zeit proprietärer Communities hinter mir und mich weiterentwickelt habe seit meinen Anfängen bei Compuserve 1995ff.
Das ergab bei den Fragenden immer ratlose Gesichter und bei mir lächelndes Achselzucken.

Inzwischen habe ich mich ab letzten Sommer mit dem Fediverse beschäftigt und mich im Herbst auf Mastodon angemeldet. Und das nutze ich seitdem. Ich fühle mich dort nach etwas Eingewöhnungszeit recht wohl und nehme gerne an Diskussionen teil.

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Ich denke das es ungleich einfacher ist Netzwerkdienste unter staatlicher Finanzierung zu regeln als das man das US Unternehmen überlässt.
Das wir zZt erleben das sich Politik radikalisiert und staatlich unterhaltene Medien ihren Informationsauftrag vernachlässigen steht auf einem anderen Blatt, was sicherlich auch nach Lösungen schreit.

Nein, aber ist das nicht genau das was wir durch Wahlen gerne ändern wollen würden?

Eine Wahl setzt eine Entscheidung voraus. Entscheidungen treffen wir aufgrund unserer Erfahrungen und unseres Wissens.

Was haben wir in unserer wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft an Erfahrung?

Welches Wissen hat der durchschnittliche Wähler?

Hier beißt sich doch die Katze in den Schwanz.

Demokratie ist die Diktatur der Dummen.
(angeblich Friedrich Schiller)

Wie viele haben z.B. Hayek oder Schafarewitsch gelesen und verstanden? Nein, das sind keine 3 Minuten Videos, das sind Bücher mit jeweils 500 Seiten.

In meinen Augen haben wir keine entscheidungsfähige Mehrheit in der Gesellschaft mehr. Es wird kollektiv an den Elektrozaun gepinkelt. Erst wenn der Schmerz groß genug ist, hat man etwas Erfahrung gewonnen.

Mögliche Lösungen gehören nicht hier her.

Ich kann nur raten auch den angeblich „falsch abgebogenen“ zu zuhören. Ein Urteil kann man sich erst hinter her erlauben.

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Quelle? Schiller lebte von 1759 bis 1805, der hat also nicht mal die Frühphase der deutschen Demokratie mitgekriegt.
Hintergrund: https://falschzitate.blogspot.com/2022/03/demokratie-ist-die-diktatur-der-dummen.html

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Ich habe es korrigiert, damit Du ruhig (weiter) schlafen kannst, statt über den Inhalt nachzudenken.

Zu diesem Thema kann ich eindringlich das Buch „Zehn Gründe, warum du deine Social Media Accounts sofort löschen musst“ von Jaron Lanier empfehlen:
https://hoffmann-und-campe.de/products/50917-zehn-gruende-warum-du-deine-social-media-accounts-sofort-loeschen-musst

Sehr tolles Buch, welches auch noch „schöne“ andere Aspekte berücksichtigt.

Ich verstehe Deinen Einwand gut, die Ironie in meinem Kommentar ist Dir entgangen.
Und: Auch intelligente und gebildete Menschen haben gerne mal einen eklatanten Mangel an dem was man als „gesunden Menschenverstand“ bezeichnet. Und/oder an Empathie. Das ist auch dumm.

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Schön, dass hier noch zivilisiert debattiert werden kann und verschiedene Ansichten nicht gleich den Diskurs verunstalten müssen. Danke in die Runde für den interessanten Beitrag und auch interessante Kommentare. Wie @kuketzblog schon beschrieben hat, werden die Gelegenheiten zum konstruktiven Diskurs leider gerade seltener.

Aber wie können wir als Individuen und als Zivilgesellschaft konstruktiv mit den Entwicklungen der Aufmerksamkeitsökonomie umgehen? Hat irgendwer dazu noch konkrete Ideen?

Ein Gedanke streift mich schon seit längerem zum Thema des konstruktiven (Online-)Diskurses. Ich mag ihn mal als Beispiel beschreiben.

Was haltet Ihr von der Annahme, dass in einem Diskurs voller verschiedener Meinungen in den einzelnen Meinungen mindestens zu einem gewissen Grad ein wahrer Kern enthalten sein kann? Mit dieser Annahme könnten zivilisierte Unterhaltungen - wie sie es hier im Forum gibt - dazu verhelfen, in den verschiedenen Aussagen jeweils den Anteil zu finden, dem man persönlich zustimmen kann, anstatt den Anteil hervorzuheben, mit dem man gar nichts anfangen kann. Wenn die einzelnen Beiträge so ausgelegt werden, dass man versucht, die jeweils brauchbaren Anteile zu identifizieren und miteinander zu kombinieren, dann könnte insgesamt vielleicht ein neues gemeinsames Verständnis im Diskurs entstehen. Ein gemeinsames Verständnis hätte den Vorteil, dass es von mehreren beteiligten Personen getragen wird und damit größere Chancen für konkrete Lösungen entstehen. Wenn neue Lösungen oder zumindest Lösungs-Ideen aufkommen, dann bleibt der Diskurs weniger darauf beschränkt, lediglich misstände aufzudecken.

Ein Beispiel aus 2 verschiedenen Aussagen:

Ich finde das ist eine sehr gute Frage. In dieser fast schon rhetorischen Frage würde ich zunächst die zweite Option auswählen. Nur kommt es auch drauf an, wie wir diesen anderen Weg wählen und inwiefern wir diesen anderen Weg erstmal gestalten müssen… Im Blogbeitrag wird die Nutzung des Fediverse vorgeschlagen (VORSCHLAG_1). Dem würde ich auch zustimmen, aber nicht als einzigen Lösungsansatz, sondern als ein möglicher aus vielen potentiellen Ansätzen. Im folgenden Kommentar sind dazu noch interessante Anteile zu finden:

Zunächst könnte man meinen, dieser Kommentar würde VORSCHLAG_1 widersprechen. Aber man könnte ihn auch als ergänzende Beschreibung des Problems ansehen (ERGÄNZUNG_1). Mit dieser Interpretation könnte der ergänzende Anteil darin gesehen werden: trotz bester Absichten können auch im Fediverse die Diskurse einseitig werden, wenn nicht genügend Abwechslung und Ausgleich im „Meinungsportfolio“ vorhanden sind. Damit ist VORSCHLAG_1 als Lösungsansatz aber weder disqualifiziert noch entwertet. Stattdessen gibt es lediglich auch eine ERGÄNZUNG_1 zu berücksichtigen, wenn man VORSCHLAG_1 untersuchen möchte.

In dieser Betrachtungsweise könnten VORSCHLAG_1 und ERGÄNZUNG_1 zu einem neuen gemeinsamen Verständnis (VERSTÄNDNIS) integriert werden und müssten nicht gegeneinander um Zustimmung konkurrieren.

Als Resultat könnte man sich mit diesem neuen VERSTÄNDNIS fragen, wie auf beiden Netzwerktypen der Druck in die politischen Extreme (traditionell=rechts; Fediverse=links) aufgefangen werden kann, sodass er überall ausgewogener ist. Ich weiß, dass hier nicht das geeignete Forum ist, um eine Nutzung von sowohl traditionellen, als auch fortschrittlichen Netzwerken vorzuschlagen. Aber man könnte sich auch fragen, wie mehr Leute mit anderen politischen Ansichten in das Fediverse eingeladen werden können, etc.

In diesem Beispiel würden dann VORSCHLAG_1 und ERGÄNZUNG_1 miteinander in ein Verhältnis gebracht werden und vielleicht etwas weniger als einzelne unzusammenhängende Aussagen dastehen, die im schlechtesten Fall als widersprüchlich oder unvereinbar wahrgenommen werden.

Die Hoffnung wäre jetzt, dass wir als Zivilgesellschaft im Diskurs irgendwie weiter kommen würden, wenn wir uns auf eine Art miteinander austauschen, dass die jeweils „brauchbaren“ Anteile von Aussagen miteinander Verknüpft werden.

Was haltet Ihr von der Idee? Passiert das sowieso automatisch in Diskursen oder müsste man als Individuum aktiv daran arbeiten, die Aussagen der anderen Teilnehmenden absichtlich so auszulegen?