Stiftung Warentest und Datenschutz

Ich schätze die Zeitschrift „Test“ der gleichnamigen Stiftung, wenn es um Gebrauchsgegenstände und Dienstleistungen geht. Beim Thema Datenschutz empfehle ich aber, den Laden zu ignorieren.

Heute war die neue Nummer im Briefkasten (8/2023), und tatsächlich gibt es wieder interessante Ergebnisse. Bei den Powerstationen war die teuerste (unter den getesteten) die schwächste, bei den Kombi-Kinderwagen die günstigsten die besten. Hingegen rechtfertigt eine Miele-Spülmaschine ihren höheren Preis. Aber wieder der Datenschutz (mit Grausen erinnere ich mich an den angeblich auf Detenschutz bedachten Test von Messenger-Apps). Diesmal schießt die Antwort auf einen Leserbrief den Vogel ab (Seite 7):

Mir fehlen fast die Worte. Die letzten Playstore-Warnungen sind erst ein paar Wochen her (von Chip, auch nicht unbedingt der Gralshüter des Datenschutzes, aber immerhin: hier, hier).

Gab es eigentlich mit F-Droid-Apps schon einmal schwere Reinfälle in dieser Hinsicht?

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Nein. Keinen einzigen, soweit ich weiß.

Wie auch? Bei F-Droid wurden die Tracker entfernt, oder auch direkt von githhub bekommt man alles ohne die Tracker… ich frag mich, ob das Pflicht ist die einzubauen um im PlayStore veröffentlicht zu werden.

Gibt es, weil das ja immer aufgeführt wird, Fälle wo speziell gerootete Geräte angegriffen wurden und geschädigt wurden?
Wer sein Handy rootet riskiert Sicherheit, Daten wären nicht sicher, etc. liest man ja ständig.
Aber von Vorfällen das es wirklich so ist nicht.

Ich erinnere mich noch an den Test von Passwortmanagern, wo die ganzen kostenpflichtigen Clouddienste vorne waren und Keepass weit hinten… einzig wegen einer Abwertung, weil es keine Passwortrichtlinien für das Masterpasswort gibt und man auch ein schwaches setzen könne.

Da war die Zeitschrift bei mir unten durch.
Allerdings richtet sich diese ja auch an den uninformierten 08/15 Nutzer und für solche sind diese Antworten wohl genau richtig (leider).

So lange F-Droid immer noch zahlreiche Probleme hat und Sicherheits-Best-Practices vernachlässigt, beziehe ich so wenig wie möglich davon.

https://privsec.dev/posts/android/f-droid-security-issues/

Alleine schon die Tatsache, dass es für die Apps im F-Droid Store keine Minimum-Target-SDK-Version gibt, öffnet Malware Tür und Tor, da die Android App-Sandbox unterschiedlich stark je nach SDK-Level ist. Sehr alte Versionen haben teilweise kaum Einschränkungen. Deshalb ist der Play Store/Aurora Store auch sehr strikt mit Versionsanforderungen und erlaubt nur aktuelle Versionen.

Auch die Behauptung, dass Open-Source bei Apps generell vor Malware schützt halte ich für äußerst fragwürdig.

Dass im F-Droid Store keine Apps mit bekanntem Trackingcode erlaubt sind ist natürlich ein Vorteil für den Datenschutz, auch wenn First-Party-Tracker nicht auffallen. Hat aber nichts mit dem Thema Sicherheit und Malware zu tun.

Aber ja, AV-Scanner-Apps sind Blödsinn.

Hier wird eine Studie dazu erwähnt: https://www.heise.de/news/Studie-Proprietaere-Software-kann-nicht-sicherer-sein-als-Open-Source-9226451.html

Zu Stiftung Warentest: Ich bin damit, bei anderen Themen, auch schon auf die Schnauze gefallen. Hängt auch viel davon ab, wie genau sie ihre Testkriterien veröffentlichen oder ob man Mutmaßungen anstellen muss. Aber wenn man sich selbst mit einem Thema nicht auskennt, dann hat man halt nur so Testmagazine (und wer kennt sich schon mit allen Themen aus…)

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In der Schweiz gibt es ein ähnliches Konsumenten-Magazin:

https://www.ktipp.ch/

Sie empfehlen ab und zu Open Source Software und sind sehr kritisch gegenüber Surveillance Capitalism eingestellt.

Diese Zeitschrift kann ich wirklich empfehlen.
Sprich in der CH ist die Situation (noch) besser als im grossen Kanton.

Aus Sicherheitsgründen empfehlen wir, Android-Apps stets aus Googles Play Store zu installieren und auf inoffizielle App-Stores zu verzichten.

Das ist eben die Standard-Folklore, und die Stiftung Warentest ist eine Standard-Institution.
Wenn sie objektiv ehrliche Empfehlungen geben würden, würden sie in den Bereich der Alternativ-Medien aus ihrer Sicht „abrutschen“ und das können sie sich nicht leisten.

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Denkbar auch, dass die traditionsreiche Stiftung nicht wirklich unabhängig ist und zum Beispiel Lieb Kind mit Google spielen muss.

Man kann Stiftung Warentest auch einfach ignorieren. Das tue ich bereits erfolgreich mein leben lang

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Freilich kann man das, aber darum geht es nicht. Die Stiftung Warentest ist eine aus Steuermitteln geförderte Instanz mit erheblicher Reichweite, die Verbraucherschutz und -information unter Maßgabe der deutschen Gesetze betreiben soll. Dazu gehören auch Datenschutzbestimmungen. Wenn das hier fahrlässig und/oder tendenziös unterlaufen wird, muss man dieser Instanz auch mal auf die Finger klopfen. Denn deine Lösung wird nur von eine absoluten Minderheit praktiziert.

Die meisten Verbraucher haben nicht so einen starken Fokus und Kompetenz in Sachen Datenschutz wie hier typischerweise in diesem Forum. Sie haben aber Anspruch zumindest auf neutrale und sachkundige Beratung durch die Stiftung Warentest auch auf diesem Gebiet. Deswegen lesen wie ja zB „Test“ oder „Finanztest“.

Mir zum Beispiel fehlt die Expertise und die Zeit, Verbrauchs- und Konsumgüter fachgrecht auf Langlebigkeit, Funktion, Herkunft etc zu untersuchen, bei meiner Kaufentscheidung spielen die Einschätzungen der SWT daher eine wichtige (aber nicht die einzige) Rolle. Dabei sehe ich nicht nur die reine „Platzierung“, sondern schaue auch in die Tabellen, weil vielleicht bestimmte Apspekte für mich eine höhere oder geringere Relevanz haben als für die Tester.

Im Falle des Messengertests wäre es u. a. die Aufgabe des BSI gewesen, hier ggü. Warentest eine Klarstellung vorzunehmen.

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Das wäre gut.

Bei einem anderen Thema, mit dem ich mich etwas auskenne, stelle ich auch fest, dass in Testmagazinen oder auch Verbraucherzentralen Unsinn geschrieben wird und die Mehrheit der Bevölkerung glaubt es. Und will es selbst dann glauben, wenn man ihnen die andere Version erzählt, mit Hintergrund. Sie wollen es glauben, weil es die „offizielle“ Meinung ist. Und Testmagazine und Verbraucherzentralen sind ja schließlich für den Verbraucher da…

Es hilft nur, wie bei allem, sich breit zu informieren. Es gibt auch noch Verbrauchersendungen in den 3. Programmen zur Ergänzung. Einmal hatte ich auch mit dem in einer Sendung beauftragten Tester Kontakt aufgenommen, gab noch ein paar Zusatzinfos.

Aber es ist schon traurig, dass man als Verbraucher so im Regen stehen gelassen wird. Macht alles aufwendiger.

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Ich finds immer so herrlich, hat man was entdeckt und willst prüfen ob etwas taugt, sucht man im Netz und alles was du findest sind Lobpreisungen und die ständige Wiederholung der Daten, die aber überall abgedruckt werden. Selbst bei Video Testern, denkt man die fühlen auf den Zahn, aber hier werden nur Daten runter gebetet und von den zahlreichen Funktionen geschwärmt ohne das die Geräte überhaupt in ihrer Funktion getestet wurden… das war vor 10-15 Jahren noch anders.

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Stimme dir vollkommen zu.
Extrem nervig, dass selbst eigene Recherchen nichts mehr bringen.

Richtige wiederlich sind dann mit Computer generierte Stimmen in „Vergleichsvideos“ die die Daten runter labern.

Deshalb versuche ich oft noch in Foren an Erfahrungen zu kommen.

Damals wurde das noch aus Enthusiasmus gemacht und die, die es gemacht haben nannten sich nicht Influencer.

Die bringen sehr wohl noch was. Aber es dauert länger, ist schwieriger und nerviger.
Der Großteil der Zeit geht mittlerweile noch viel mehr drauf, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Das war schon immer so, nur haben sich die Gewichtungen verlagert.

Und nochmals meinerseits: Auch in der „guten alten Zeit“ waren die Tests der Stiftung Warentest für mich schon immer Mumpitz.