Zorin OS - Datenschutz und Einstiegsfragen

Ich überlege mir seit längerer Zeit ein einfaches Linux mit grafischen Benutzeroberfläche für Win10-Umsteiger zuzulegen. Die meiste Software, die ich benutze, ist opensource und sollte auch dort laufen.
Jetzt habe ich mir ZorinOS herausgesucht, da dort auch gekaufte Spiele laufen sollen und ich mir dem Umstieg aufgrund des Designs (UI) leicht vorstelle.

Allerdings finde ich die Herstellerwebsite nur bedingt informativ und ich kenne mich bei Linux gar nicht aus.

  1. Hat Zorin eine Firewall/Virenscanner?
  2. Und vor allem mit welchem Programm kann ich DNS-Server (als Adblocker) dort einstellen?
  3. Muss ich beides selber installieren oder ist das ad hoc dabei?
  4. Und kann man bei ZorinOS oder anderen Linux-System mitgelieferte Programme deinstallieren? Z.B. Thunderbird statt Evolution.
  5. Muss ich bei selber installierter Software auf was achten? Selber nach Updates schauen oder sind bestimmte Paketquellen gefährlich?

Kennt ihr ansonsten ein Linux mit ähnlicher grafischer Benutzeroberfläche wie Windows mit entsprechenden Einstellungen oder Software? Ich bräuchte ein Linux, mit dem ich wenig mit Befehlen arbeiten muss.

Vielen Dank für eure Hilfe.

Zorin basiert auf Ubuntu, welches auf Debian basiert. Du wirst also die allermeisten Anleitungen für diese beiden Linuxe verwenden können. Sie sind wesentlich weiter verbreitet als Zorin, deshalb ist das wichtig.

Zu deinen Fragen:

  1. Virenscanner, die unter Linux betrieben werden, dienen fast immer dazu Windows-Viren zu finden, z. B. auf einem Mailserver. Linux-Systeme haben keine Virenscanner wie Windows. Firewalls gibt es, sie sind aber nicht mit einem Klick eingerichtet. Verwende für den Anfang ufw.
  2. Wahrscheinlich kannst du den DNS-Server auf der Benutzeroberfläche eingeben (Ich kenne Zorin nicht, nur Debian). Wenn nein, ist das ein kleiner Eintrag in eine Datei namens /etc/resolv.conf . Die Suchmaschine deines Vertrauens hilft dir weiter.
      1. Gängige Programme gibt’s in einem Repository, das Zorin mitbringt. Weitere Repositorys lassen sich installieren. Die Installation einer App ist ein Einzeiler z. B. für Thunderbird:

sudo apt install thunderbird

Deinstallation, wenn die Konfiguration auch mit weg soll:

sudo apt purge evolution

  1. Selber nach Updates schauen ist kein großes Problem und solltest du regelmäßig tun:

sudo apt update

Was Paketquellen angeht, musst du vorsichtig sein, wem du vertraust. Den offiziellen Repositorys von Debian und Ubuntu (und Zorin, wenn es dir vertrauenswürdig ist) kannst du vertrauen.

Habe gerade hier gelesen, dass Zorin speziell für Anfänger ist. Evtl. bist du aber mit Ubuntu trotzdem besser dran wegen der großen Community.

EDIT: Ein Dual-Boot mit Windows einzurichten, ist kein Problem und erleichtert den Umstieg. Vllt. machst du auch ein Triple-Boot, dann kannst du neben Zorin noch eine weitere Distribution testen. Ubuntu bietet sich wie gesagt an. Ich persönlich nutze Debian, wo man aber die Kommandozeile nicht scheuen sollte.

Das Design ist natürlich eine Frage der Desktop-Umgebung. Nach meinem Empfinden tut sich aber da nicht zwingend viel, sodass im Grunde fast jede Distribution genommen werden kann.

Was die Installation angeht, ist Linux Mint, Ubuntu, Zorin OS und einige mehr aufgrund des graphischen Installers für Einsteiger gut geeignet.

Bei Linux kannst du alles deinstallieren und löschen. Bis hin zu dem Punkt, wo das System unbrauchbar wird.

So viel Kommandozeile braucht man bei Debian nu auch nicht. Auch wenn ich sie viel nutze, man kann dies auch ohne machen.

da dort auch gekaufte Spiele laufen sollen

Für Spiele, v. a. relativ aktuelle Spiele, sind Distributionen besser, die auf einem „Rolling-Release-Modell“ basieren, denn diese Distris sind mit aktuellerer Software (Treiber, …) ausgestattet. Da würde sich Manjaro (basiert auf Arch) empfehlen oder eine Manjaro-basierte Distri. Ist aber nach meinem Empfinden nicht so leicht zugänglich wie Ubuntu oder wahrscheinlich Zorin. Spiele auf Linux sind generell ein eigenes Thema. Erwarte nicht, alle Spiele zum Laufen zu bringen und schon gar nicht ohne manuell Einstellungen vorzunehmen!

  1. Du brauchst für Linux keinen Virenscanner. Alle Virenscanner suchen nur Windowsviren. Wenn du hinter einem Router mit eingebauter Firewall hängst, bauchst du auch keine Firewall.
  2. Adblocker dafür nehme ich U-Block Origin und eigene Liste für die /etc/hosts-Datei
  3. Wäre dabei, ist aber trotzdem zumeist überflüssig.
  4. Ein Linux ist etwa 8 GB groß. Manche Distris sind so aufgebaut, dass das vermeintliche einfache Deinstallieren eines Programmes den halben Desktop wegreißt. Also aufgepasst und vorher gerne einmal den Vorgang simulieren. Aber bei den heutigen Festplattengrößen ist es eigentlich Unfug Programm zu deinstallieren.
    Distris wären Mint, Zorin, Ubuntu und MX-Linux. Lade dir die Isos runter, pack sie auf einen Stick und lade die Iso mal. Du musst sie ja nicht gleich installieren. Und natürlich sind solche Distris durchaus mit GUI’s ausgestattet, die für viele Dinge im alltäglichen Leben funktionieren. Trotzdem ist es sinnvoll, die Scheu vor dem schwarzen Fenster zu überwinden.
    Und Software möglichst nur aus den Quellen installieren. Das ist völlig anders als bei Windiows.

Ja und nein, man kann so ziemlich alles deinstallieren, ob das System danach noch Boot-fähig ist, steht auf einem anderen Blatt → das Stichwort hierfür lautet Abhängigkeiten / Dependencies

(Fast) Alle Linux-Distributionen bringen eine eigene Paketverwaltung (meist auch mit einer grafischen Oberfläche) mit.
Man kann auch andere Quellen hinzufügen, allerdings würde ich das erst mit etwas mehr Erfahrungen machen, da hiermit auch Risiken einhergehen, welche man abwägen können muss.

Meiner Erfahrung nach ist wichtiger als das Aussehen (auf den ersten Blick),

  • Welche Desktop Environment möchte man
  • Wie aktuell vs. stabil soll die Distribution sein
  • Welchen Unterbau → welche Paketverwaltung möchtest du

Hilfreich bei der Auswahl fand ich in der Vergangenheit https://distrochooser.de/

Vielen Dank für die schnellen, klaren und informativen Antworten. Ihr habt mir richtig Mut gemacht, ZorinOS (oder ein anderes Linux) auszuprobieren.
Allerdings bin ich etwas laienhaft.

Wenn man ein Linux als Live-System per USB Stick bootet, kann man darauf auch Software installieren und nutzen (Testzwecke)?

Ich habe keinen Router mit Firewall, also brauche ich ein Programm für Linux mit solcher Funktion?

Ich möchte gar nicht alle Programme, die seitens Linux-Distro mitgeliefert werden, entfernen. Dachte da eher an Spiele und an Evokution (bei ZorinOS dabei). Denn wenn ich Thunderbird installiere, dann brauche ich das ja nicht.

Um einen anderen DNS-Server zu benutzen, kann ich im Grunde ja auch SimpleDNSCrypt (Win-Version) installieren oder?

Ich hatte mal eine englischsprachige Homepage gefunden, bei denen man Windows-Programme eingeben und die Kompatibilität mit WIndows angezeigt wurde. Kennt ihr diese auch?

In der Regel ja.

Ja das geht schon, kann aber durch Abhängigkeiten sehr unangenehm werden (z.B. bei Gnome Anwendungen)

Meistens werden unterschiedliche „Ausbaustufen“ was den Umfang der im Image enthaltenen Software anbelangt, angeboten.

Du hat keinen Router? Oder Dein Router ist ein völlig exotisches Modell, dass kein NAT macht? Nenn mal das Gerät.

Der Ein- und Umstieg in Linux bedeutet auch, dass man sich an andere Programme gewöhnen sollte.Es gibt für vieles native Linuxprogramme, die durchaus auch sehr ähnlich wie die gleichartigen Windowsprogramme arbeiten.
Wine ist eine Krücke, es kann laufen, es muss aber nicht laufen. Zudem macht man den Rechner auch gleich für Windowsviren greifbar. Also wenn es geht darauf verzichten.
Moderne Router wie die Fritz-Boxen haben eine eingebaute Firewall. Dahinter bist du erst einmal gut aufgehoben. Nenn mal wirklich deinen Router.

Achso, ich habe das mit dem Router und der Firewall, dachte an eine zusätzliche Software, falsch verstanden. Ja dann habe ich etwa Blödsinn geschrieben.

Vielen Dank für eure Einschätzungen, Empfehlungen und Hinweise. Ich werde in meinem nächsten Urlaub mal ZorinOS ausprobieren.

@B3rnd Gibt es eine Webseite, auf der ich Windows-Programme eingeben kann und es zeigt mit Linux-Alternativen an?

Ja es gibt so Seiten wie alternativeto.net und ähnliche, da kannst du nach Alternativen zu einer bestimmten Anwendung suchen und die Ergebnisse nach Quelloffen und OS einschränken.

Achtung - auf der Seite sind viele Tracker und Werbung

Zu deinen Ausgangsfragen:

  1. Einer normaler Router hat NAT und das reicht als Firewall.

  2. uBlock origin sollte natürlich immer an, dann sind auch die Tracker auf alternativeto.net kein Problem. DNS-Server stellst Du im Router ein oder in Firefox, zu beidem gibts jede Menge Doku und mit Deinem Linux hat beides nix zu tun. Fummel erst am System rum, wenn Du Dich mit Linux wirklich auskennst. Wenn Du datenschutz erhöhen willst, befass Dich mit Firefox (z.B. user.js).

  3. und 4. Entscheide Dich für eine Distribution (hast Du ja) und benutz die erstmal so, wie sie ist. Versuch nicht, irgendwas zu deinstallieren oder zu „härten“ oder sonstiges Gefummel, die Leute von der Distribution überlegen sich schon, warum sie die Einstellungen so und nicht anders machen. Und deine Lernkurve ist ohnehin schon steil genug. Wenn Du dann einige Jahre Erfahrung (und die Distro gewechselt) hast, kannst Du Dich mit fortgeschrittenen Einstellungen befassen.

  4. Installiere Software aus dem Repo der Distro. Updates gehen dann automatisch. Wenn irgendein lebensnotwendiges Programm fehlt, kannst Du ja hier fragen.

Achja, Spiele: Es ist bei jedem Spiel anders. Lutris.net ist ein guter Startpunkt, dort findest Du Informationen und lutris ist auch eine Installationsplattform (die Zorin hoffentlich im Repo hat). Mit der Distro hat das wenig zu tun, aber rolling release wie oben erwähnt, hat schon Vorteile.

edit: Discourse ändert mir immer wieder die 5. zu 4. - Sch… KI.

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Ein guter Anlaufpunkt für Informationen aller Art ist das Wiki von Ubuntu, also auch bei Fragen nach Programmen
https://wiki.ubuntuusers.de/Startseite/

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Die Diskussion um die Details von NAT verwirrt den Fragensteller bloß. Für normale Ansprüche reicht das, was der Router macht. Nicht zu viel auf einmal, sonst raucht der Kopf.

Ein Beitrag wurde in ein neues Thema verschoben: Linux Mint auf USB-Stick