Auf EU-Ebene gibt es einen Gesetzesentwurf, der angeblich der Verbreitung von Kinderpornografie sowie sog. Cybergrooming entgegenwirken soll.
Von der Piratenpartei stammt der Begriff „Chatkontrolle“, der sich mittlerweile weitgehend eingebürgert hat.
In voller Länge kannn man den Gesetzesentwurf hier lesen:
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:52022PC0209
Dass solche Verbrechen bekämpft werden sollen, klingt natürlich erstmal gut. Aber wie so oft steckt der Teufel im Detail.
Unter anderem ist geplant, dass Anbietern von Kommunikationsdiensten (Email-Providern, Messengern wie WhatsApp und Signal, Videokonferenzdiensten, Datingplattformen und weiteren) vorgeschrieben werden kann, dass sie sämtliche Kommunikation ihrer Nutzer, auch wenn verschlüsselt, nach kinderpornografischem Material und Grooming scannen müssen.
Es soll sowohl bereits bekanntes Material abgeglichen als auch mit künstlicher Intelligenz nach neuem gesucht werden sowie nach Versuchen Erwachsener, sich an Kinder heranzumachen.
Wie gesagt, sollen auch Dienste, die bisher eine Ende zu Ende Verschlüsselung haben, diese mittels „Client-Side-Scanning“ aushebeln müssen.
Verdachtsfälle müssen dann sofort an die Behörden weitergeleitet werden.
Die Digitale Gesellschaft hat hierzu ein Video erstellt:
https://yewtu.be/watch?v=cpGSqroLomg
Außerdem ist geplant, dass Nutzer gegenüber Anbietern von Kommunikationsdiensten und Appstores (also z.B. auch F-Droid) ihre Volljährigkeit nachweisen müssen. In der Praxis dürfte dies auf eine Pflicht zur vollständigen Identifizierung hinauslaufen.
Zudem will die EU Netzsperren, die sogar noch drastischer wären als es seinerzeit das „Zugangserschwerungsgesetz“ in Deutschland vorgesehen hätte.
Was dies alles für den Datenschutz, sichere Verschlüsselung und die anonyme bzw. pseudonyme Kommunikation bedeuten würde, muss ich hier wohl niemandem erklären.
Außerdem argumentieren viele Fachleute, dass die Pläne die eigenen Ziele verfehlen und Kinder eben nicht besser schützen würden (auf Wunsch kann ich hierauf näher eingehen).
Der aktuelle Stand ist, dass der europäische Rat und das EU-Parlament über Änderungsanträge Verhandlungen führen. Diese könnten noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Selbst, wenn es Möglichkeiten zur Umgehung eines solchen Gesetzes geben sollte - wie lange wird es dauern, bis auch gegen die vorgegangen wird?
Außerdem finde ich es grundsätzlich einfach unverschämt, dass Leute wie von der Leyen und Yohansson quasi jedem EU-Bürger unterstellen, ein potenzieller Verbreiter von Kinderpornografie zu sein.
Weitere Informationen gibt es unter:
https://www.patrick-breyer.de/beitraege/chatkontrolle/
https://stopscanningme.eu
https://chat-kontrolle.eu
https://netzpolitik.org/?s=chatkontrolle
Ich möchte hier nun darüber diskutieren, wie man sich am besten gegen diesen Riesenschritt in Richtung Überwachungsstaat engagieren kann.
Erster Vorschlag von mir: so schnell wie möglich die Bundesministerien für Inneres, Justiz und Digitales/Verkehr kontaktieren, da diese im europäischen Rat mitverhandeln.
Was meint ihr?