Hallo,
mein Sohn hat ein eigenes ipad und einen persönlichen Account zu MS 365, der über die Schule eingerichtet wurde. Es wurden ipads ausgewählt, da die Schüler einheitliche Geräte verwenden sollen (keine unterschiedlichen Betriebssysteme, Laptop oder Sonstiges). Ferner gibt es von der Schule eine Vorkonfiguration, d. h. das Gerät hat ein Branding. Im Schul-Wlan können nur Schul-Apps verwendet werden, keine Spiele etc. Das ipad wurde daher nicht privat angeschafft, sondern über die Agentur „Gesellschaft für digitale Bildung“. Die Geräte wurden an die Schule geliefert, dort technisch angepasst und den Kindern ausgehändigt. Kostenpunkt mit Hülle, Stift und Versicherung 692 EUR. Leider finde ich die aktuelle Datenschutzvereinbarung nicht, werde ich mir von der Schule nochmals aushändigen lassen. Ich hätte damals schon hellhöriger sein sollen. Aufgrund Corona und dem damit verbundenen Chaos an den Schulen, habe ich das Spiel jedoch mitgespielt. Da wir uns nun aber wieder im „einigermaßen Normalzustand“ befinden, sehe ich das Ganze schon sehr kritisch, da man einfach weitermacht wie vorher.
Anbei die Antwort des Datenschutzbeauftragten der Schule auf kritische Anfragen meinerseits bezüglich der Nutzung von MS 365
Lieber Herr ,
gemäß unseres Bildungsuaftrages (Nds. Schulgesetz §31 Absatz 1) ist eine Abschätzung zwischen der Handhabung digitaler Programme und den Vorgaben des Datenschutzes vorzunehmen. Gemäß der aktuellen Rechtslage ist die Nutzung von Microsoft Office 365 mit der DSGVO vereinbar, da gemäß des Nutzungsvertrages sowie der erfolgten Einverständniserklärung der Eltern die genutzten Daten bekannt sind, diesen zugestimmt wurde und eine Löschung bei Verlassen der Schule erfolgt.
Die von Ihnen angegebene Auslegungen sind mir bekannt, eine Umsetzung dieser sehr engen Auslegung des Datenschutzbegriffes steht meiner Ansicht nach jedoch nicht in einem annehmbaren Verhältnis zur praktischen Umsetzung im Unterricht. Auch wenn ich selber in der Vergangenheit mit Linuxbasierten Systemen gearbeitet habe, zeigen sich hier in der Anwendung immer wieder Probleme, die mit grundlegenden IT-Kenntnissen sicherlich oft einfach zu lösen sind, welche wir aber nicht von den Schüler:innen noch der Lehrkräften voraussetzen können. Das Nutzen von Microsoft Office 365 bietet hierbei den Vorteil einer Nutzung auf unterschiedlichen Oberflächen bei einem gleichzeitig meiner Erfahrung nach relativ gesichertem Service der Programme.
Bei weiteren Nachfragen im Detail stehe ich gerne zur Verfügung.
Die Antwort war mir unzureichend, ich habe mich an die Rektorin gewandt, warte aber bis heute noch auf Antwort.
Ferner habe ich kritisiert, dass die Kinder aufgrund eines digitalen Projektes keine Schulbücher mehr verwenden und ebenfalls alles über das ipad läuft. Meine Kritikpunkte im Einzelnen:
E-Mail an die Rektorin:
Seit diesem Schuljahr läuft in seiner Klasse ein Digitalsisierungsprojekt, welches die Nutzung von Schulbüchern nicht vorsieht. Dazu möchte ich Ihnen einen Eindruck aus der Praxis mitteilen. Vorab möchte ich klarstellen, dass ich dem Thema Digitalisierung offen gegenüber stehe und dieses auch grundsätzlich befürworte.
Ich habe in den letzten Tagen meinem Sohn bei der Vorbereitung einer Klassenarbeit zur Seite gestanden. Dabei ist mir aufgefallen, dass er ständig zwischen den Lehrbüchern und seinen Aufzeichnungen auf dem ipad hin und her schalten muss. Das ist ziemlich umständlich und auch zeitaufwendig. Man stelle sich vor, er hat ein (physisches) offenes Buch und seine Aufzeichnungen auf dem ipad. Die Inhalte können viel zeitnaher und weniger aufwendig gelesen werden. Auch der Lerninhalt kann somit besser behalten werden. Er selbst ist damit nicht zufrieden. Ich habe ihn daraufhin gefragt, was andere Schülerinnen und Schüler dazu sagen. Scheinbar ist die Mehrheit mit diesem System nicht zufrieden. Um annähernd an ein Lernsystem ipad/ analoger Bücher heranzukommen, müssten die Kinder mit 2 Bildschirmen arbeiten. Dazu kommt noch die Displaygröße des ipads, die nicht annähernd der Größe eines Laptopbildschirms oder Monitors entspricht. Ständig müssen Buchinhalte größer gezoomt werden, um vernünftig lesen zu können. Ich selbst arbeite im Büro und habe inzwischen einen 30 Zoll Bildschirm. Zur Bildschirmgröße gibt es sogar Vorschriften der zuständigen Berufsgenossenschaft. Die ipad-Bildschirmgröße ist minimalistisch, sofern die Kinder einen ganzen Tag damit arbeiten ist das sicherlich auch nicht gesundheitsfördernd für die Augen. Davon abgesehen beschäftigen sich die Kinder sowieso zu viel mit digitalen Medien, aber das ist ein anderes Thema.
Wir hatten uns erkundigt, ob nicht doch zusätzlich Bücher ausgeliehen werden können. Dies wurde seitens der Klassenlehrerin/ des Klassenlehrers nicht gewünscht, um das Projekt nicht zu torpedieren. Natürlich könnten wir uns auch die Bücher kaufen. Das stellt jedoch ein erheblicher Mehrkostenaufwand dar, da kaufen teurer ist als mieten. Das ipad war schon teuer genug, nicht alle Eltern der Schülerinnen und Schüler sind gut bezahlte Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter des in der Nähe ansässigen großen Autokonzerns.
Mir ist auch nicht bekannt, ob es in der Projektzeit eine Abfrage an die Schüler gab (wie läuft es, wie kommt ihr damit klar, was kann man verbessern).
Ein weiteres Thema, was mich bewegt, ist die Nutzung von Microsoft-Produkten (hier speziell MS 365) an Ihrer Schule. Es dürfte sicherlich bekannt sein, dass die Nutzung der Software bereits kritisch beäugt wird. Klassisches Beispiel dafür ist das Land Baden-Württemberg. Hier wurde bereits die Nutzung von MS 365 untersagt, da Microsoft die Vorgaben der DSGVO nicht einhält.
Ich hatte bereits Kontakt mit Ihrem Datenschutzbeauftragten, Herrn Swalve, leider bin ich auf wenig Verständnis gestoßen.
Im Internet gibt es diverse Organisationen wie Digitalcourage oder Cyber4Edu, die sich unter anderem diesem Thema widmen und Hilfestellungen sowie Kontaktdaten zur Verfügung stellen. Viele Schulen setzen diese Maßnahmen bereits um, daher muss man das Rad nicht neu erfinden.
Das Thema Medien verdient ein Teil des Unterrichtes zu werden. Viele Kinder können lediglich klicken und wischen. Aber wie Programme oder Hardware funktionieren, wissen sie nicht. Unter Digitalisierung an Schulen verstehe ich daher nicht nur die Einführung digitaler Medien und deren Nutzung, sondern auch Aufbau, Funktionsweise und Medienkompetenz.
Vielen Dank für Ihre Zeit. Ich würde mich über einen konstruktiven Austausch freuen.