Tutanota und Mailfence

Da hast Du recht. Juristisch betrachtet.

Worauf ich hinaus wollte ist, daß Domains registriert werden, als würden sie einem bis zum Lebensende gehören.
Und nun auch noch eMail-Adressen.

Es ging mir um den Irrwitz.

Natürlich hast Du recht und im Grunde geht es sogar noch weiter: die Natur kennt gar kein Eigentum, sondern nur Besitz und damit, daß die Menschheit das Prinzip des Eigentums erfand, gingen die Probleme erst los … (auch ein Irrwitz). :blush:

Für geschäftliche Mails macht die Verwendung einer eigenen Domain einen seriöseren Eindruck, auch wenn man keine Webseite hat.
Aber auch für den privaten Gebrauch macht eine eigene Domain auch ohne Webseite Sinn, wenn man eine lebenslange Mailadresse unabhängig von einem Provider haben will. Bin ich in ein paar Jahren mit meinem jetzigen Mailprovider unzufrieden, gehe ich einfach zu einem anderen, ohne dass ich meine Mailadresse ändern müsste.
Vorausgesetzt der Mailprovider bietet die Verwendung einer externen Domain an. Posteo tut dies generell nicht. Bei vielen anderen Anbietern wie Mailbox, Mailfence, Tutanota, Runbox, Proton, Zoho usw. ist dies möglich, zumindest in den Bezahltarifen. Zoho setzt sowieso eine Domain voraus auch in ihren Freetarif. Eine „nackte“ de Domain z.B. kostet je nach Domainhoster zwischen 3-15 €/Jahr.

Ich denke Mailfence geht als Mailprovider in Ordnung, existiert schon lange und hat sich auch dem Datenschutz und der Privatsphäre verschrieben.
Allerdings macht der bei Thunderbird beworben Freetarif von Mailfence keinen Sinn, weil der garnicht mit IMAP/POP abgerufen werden und man dort auch keine eigene Domain verwenden kann.
Erst der Bezahltarif ab 2,50 €/Monat ist mit IMAP/POP nutzbar und auch mit einer eigenen Domain möglich. Hierzulande die günstigste Domainendung wäre eine de Domain. Ob man die für 15 $ bei gandi.net registriert oder eine für 3,36 € bei febas.de (um mal die zumindest mir bekannten oberen und unteren Preisgrenzen einer de Domain zu benennen) oder irgendwo dazwischen, bei einem anderen Domainhoster, kann jeder für sich selbst entscheiden. Hauptsache der Domainhoster bietet die Bearbeitung der DNS/MX Einträge an, damit auch zwischen den Mailprovidern wechseln kann.

Wenn du Mailanbieter suchst, die ihre Server in Europa haben und Datenschutz und Privatsphäre als Geschäftsmodell haben, hast du einige zur Auswahl.
Mailbox, Posteo, Tutanota, Proton, Runbox, Mailfence, Mail, Zoho, Infomaniak sind Anbieter, die ich mir angeschaut habe (siehe auch in dem Post https://www.kuketz-forum.de/t/mailworkflow-mit-email-und-dokumentenverschluesselung/2710).
Es kommt auf die Kriterien und Funktionsansprüche an.
- Eigene Domain soll möglich sein: Dann scheiden Posteo und die Freetarife von Tutanota, Mailfence, Proton, Infomaniak und der 1€ Tarif von Mailbox aus. Bei Mail ist zumindest das Verschicken über eine externe Adresse möglich.

- Die Nutzung von POP/IMAP soll möglich sein: Dann scheiden Tutanota und die Freetarife von Mailfence, Infomaniak, Zoho und Proton aus. Bei den Proton Bezahltarifen ist dies auch nur über eine Bridge möglich mit der einige Leute unzufrieden sind. Mit CardDav und Webdav müsste es ähnlich gelagert sein, habe ich aber nicht näher ausprobiert.

- Die Mails sollen auch im Ruhezustand verschlüsselt auf dem Server liegen können (Encrypted at rest): Hier scheiden Mailfence, Infomaniak, Runbox aus. Die anderen Anbieter lösen es auf unterschiedliche Weise.

  • Zoho.com spricht von " Ihre Daten werden in Fragmente aufgeteilt, und jedes Fragment wird dann weiter verschlüsselt, bevor es auf unseren Festplatten gespeichert wird. Die zur Verschlüsselung verwendeten Schlüssel werden mit höchster Sicherheit und Zuverlässigkeit verwaltet."

  • Posteo.de hat dafür einen Krypto-Mailspeicher und eine Eingangsverschlüsselung mit S/MIME und PGP, die man zusammen oder getrennt verwenden kann. Der private Schlüssel soll dabei auch für Posteo nicht entschlüsselbar sein.

  • Mailbox.org hat mit Mailguard und einem verschlüsselten Postfach ein ähnliches Konzept wie Posteo (wobei es darüber auch Diskussionen gibt, wer besser ist). Der private Schlüssel soll dabei auch für Mailbox nicht entschlüsselbar sein.

  • Tutanota.de hat eine komplett eigene Verschlüsselung, die die Unzulänglichkeiten von PGP und S/MIME verbessern soll. Daher ist Tutanota auch nur mit deren Apps, die es für alle Betriebssysteme gibt, nutzbar. Der private Schlüssel soll dabei auch für Tutanota nicht entschlüsselbar sein. Trotzdem kann mit Nutzern außerhalb des Systems über unverschlüsselte Mails kommuniziert werden oder über ein spezielles temporäres Postfach ( was auch so ähnlich Mailfence, Proton, Mailbox und Zoho anbieten). Bei Tutanota kannst du auch Mails, Kalender und Kontakte exportieren und Kalender und Kontakte importieren (aber keine Mails).

  • Proton.me ähnelt hierbei Tutanota und ist am besten wohl auch nur über deren Apps oder im Browser nutzbar.

  • Mail.de bietet eine PGP Eingangsverschlüsselung an, der Postausgang kann über ein Workaround ebenfalls mit PGP verschlüsselt werden.

Liegt der private Schlüssel, der die Mails wieder lesbar macht, auf dem Server selber, muss man dem Anbieter vertrauen oder sich entscheiden, ob man die Server des Mailanbieters für sicherer hält, als seine eigenen Geräte. Oder man gibt dem Mailanbieter nur seinen öffentlichen Schlüssel (möglich bei Mailbox, eventuell auch bei Mail und Posteo), der für einen alles verschlüsselt und behält den privaten Schlüssel bei sich. Zum entschlüsseln braucht man dann einen Mailclient oder die Browsererweiterung Mailvelope.
Ein anderes Thema wäre auch wie man mit einmal verschlüsselten Mails umgeht (siehe auch mein Post https://www.kuketz-forum.de/t/wie-kann-man-pgp-verschluesselte-mails-wieder-unverschluesselt-abspeichern/2717/3)

Will man sich mit dem Thema Verschlüsselung nicht weiter beschäftigen, bieten Tutanota und Proton das beste Konzept mit dem Preis, dass man am Besten deren Apps benutzt oder im Falle Tutanotas deren Apps benutzen muss.
Mailbox und Posteo bieten die flexibleren Möglichkeiten, wobei Mailbox noch mehr Funktionen anbietet, wie eigene Domain, Videokonferenz, Office und Cloudspeicher.
Zoho ist eigentlich ein Anbieter, der vorrangig auf den Unternehmensalltag ausgerichtet ist, preislich aber mit seinem Free- und Lighttarif auch für Privatleute interessant sein kann.
Mailfence macht einen soliden, alltagstauglichen Eindruck.
Runbox besticht vor allem durch die Menge an Aliasse (100 mit der Endung runbox.com und zusätzlich unbegrenzt, wenn man eine eigene Domain mitbringt), die schon im kleinsten Tarif für 1,66€/Monat angeboten werden.
Infomaniak bietet eine Menge Speicher und betreibt auch in Konkurrenz zu Wetransfer den Dienst Swisstransfer, wo man kostenlos auch sehr große Dateien austauschen kann.
Mail hat zwar einen Freetarif mit Werbung, wirbt aber auch mit Privatspähre und Datenschutz (IP-Stripping, verschlüsseltes Postfach, DANE/TLSA, DNSSEC, DKIM usw.)

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Teils wird es mir etwas zu „ideologisch“. :wink:

Aber um diese Frage für mich eindeutig zu beantworten, was ist das Thunderbird-Angebot?

Ja, aber wohl nur für eine Woche! :joy:

Von: Mailfence
Dear,

Thanks again for giving Mailfence a try and setting it up in Thunderbird.

Your free trial has been running for a week and we’d love to hear from you.

If you like the service, please upgrade now
This way you can keep using Mailfence in your Thunderbird client. By signing up as a paid Mailfence user you also support Thunderbird as we give them a cut of your subscription. …

Das man einen Ultra Plan for free bekommt, kann ich jetzt nirgendwo herauslesen.

Ich habe eine etwas andere Nachricht bekommen. Ich habe 14 Tage Zeit den Mailaccount zu testen oder mich für den Entry Tarif für 2,50 €/Monat zu entscheiden. Tue ich nichts, erhalte ich automatisch den Freeaccount, mit der Einschränkung, dass ich dann Mailfence nicht mehr über Thunderbird benutzen kann, da der IMAP/POP/SMTP Zugriff erst in den Bezahltarifen möglich ist.

Und der Vollständigkeit halber, ein Auszug aus der Willkommensmail nach einer Registrierung über Thunderbird:
" Schließen Sie Ihre Bestellung ab:

  • Bestellen Sie noch heute Ihr Entry Abo. Loggen Sie sich unter Mailfence ein, klicken Sie dann auf Ihren Namen in der rechten oberen Ecke des Bildschirms und wählen Sie „Abonnements“.
  • Wenn Sie Ihre Bestellung nicht bis 14. April 2023 abschließen, wird Ihr Benutzerkonto auf einen kostenlosen Abo Plan herabgestuft. Dieser unterstützt keinen POP, IMAP oder SMTP-Zugriff und wird deshalb in Thunderbird nicht mehr funktionieren.
  • Bevor Sie Ihre Bestellung abschließen, gelten einige Einschränkungen, wie z. B. die Anzahl der E-Mails, die Sie senden dürfen, und die Anzahl der Empfänger pro E-Mail.

Wer mehr Infos über privacytools.io haben will und des Englischen mächtig ist, kann hier nachlesen: https://www.privacyguides.org/en/about/privacytools/

Wie schon Mike Kuketz geschrieben hat: privacytools.io ist wenig empfehlenswert.

Hallo,
laut Tuta können Daten die End-zu-End verschlüsselt sind nicht entschlüsselt werden. Die können dann auch nicht unverschlüsselt abgefangen werden, da die Verschlüsslung in der App oder im Browser erfolgt. Daten könne dann wohl nur verschlüsselt an Behörden geleitet werde.

Ob es Möglichkeiten gibt mittel Backdoor dann doch zu entschlüsseln oder doch schon vor verschlüsslung abzufangen, keine Ahnung. Bin da bissl Laie, aber vor der Verschlüsslung einen anderen Schlüssel unterjubeln, entschlüsseln und dann mit dem „richtigen“ Schlüsslel an den Empfänger wieder verschlüsseln…ob das geht.

Ich finde die Tuta Variante gut, vor allem auch für Laien Nutzbar für den Datenschutz. Sicherer ist es in meinen Augen, wenn man selbst den Schlüssel in der Hand hat. Alles andere ist eher auf Vertrauen gebaut.

Wenn der Richter eine Überwachung des E-Mail Postfach anordnet, muss Tuta die Mails vor der eigenen Verschlüsselung ableiten.
In der Vergangenheit auch so praktiziert. Ist Gesetz und gut so.

Wenn die Mail vor dem Empfang schon verschlüsselt ist, kann Tuta nur die Verschlüsselte Mail weiter geben.

Gerne korrigieren falls sich schon daran was geändert hat.