Wohnungssuche und Datenschutz

Wir kennen das bestimmt alle: Man sucht eine Wohnung und der Vermieter bzw. Besitzer der Wohnung / des Hauses möchte einige Daten von euch haben.
Verweigert man die Abgebe von Daten, bekommt man die Wohnung nicht. Allerdings braucht der Vermieter auch paar Daten. Ist klar. Auch, um sich selbst vor Betrug zu schützen. Aber heutzutage wird ja sehr viel gefordert. Vom Personalausweis zur Schufa.
Mir machen hierbei vor allem die Dinge sorgen die missbraucht werden können, wie der Personalausweis!

Ich bin nämlich gerade auf Wohnungssuche und hatte auch schon paar Besichtigungen. Das Problem ist hierbei, dass nicht immer der Besitzer oder Vermieter zur Besichtigung da ist, sondern ein Vertreter, Hausmeister etc. Der Kontakt zum Vermieter/Besitzer läuft dann online ab. Da wurde ich nun auch öfter nach meinem Personalausweis gefragt. Ich fühlte mich dabei immer unwohl, diesen zu senden:

  • Ich sah die Person (noch) nicht persönlich
  • Ich weiß nicht, wie seriös alles ist
  • Ich weiß nicht, ob es ein Betrug ist (Betrüger werden immer raffinierter und greifen zu aasgewöhnlichen Mitteln)
  • Ich will nicht überall meinen Personalausweis verstreut haben
  • Ich weiß nicht, wie die Vermieter/Besitzer diesen speichern und auch nicht, ob es auch gewissen Sicherheitskriterien standhält

Leider habe ich schon Absagen erhalten, weil ich Anfangs nicht dazu bereit war, meinen Ausweis zu senden und ihn persönlich zeigen wollte. Das ist blöd, weil ein Umzug notwenig ist.
Ich habe mich also nun dazu entschlossen, die Seriennummern und meine Unterschrift auf dem Personalausweis zu schwärzen. Darüber hinaus habe ich ein Wasserzeichen hinzugefügt mit dem Namen des Vermieters/Besitzers und Zwecke bzw. worüber der Kontakt entstand.

Nichtsdestotrotz bin ich mit der Situation nicht wirklich zufrieden! Vor allem will ich auch Missbrauch meiner Daten verhindern will. Am Ende möchte ich ungern auf einen Haufen Schulden sitze, weil man meine Identität gestohlen hat. Fälle gibt es ja einige davon. Jedenfalls aber, dass man auf fremden Namen „Kleindelikte“ anstellt, wofür man aber auch im Zweifel haften könnte, wenn ich mich nicht irre.

Meine Fragen dazu:

  1. Wie geht ihr mit diesem Trade-Off um, die Wohnung zu wollen, aber so wenig wie möglich persönliche Daten zu übergeben, um auch vor allem Missbrauch zu verhindern?
  2. Meint ihr, meine Vorgehensweise ist ausreichend und auch so, dass es keinen Vermieter verschreckt (man will ja auch nicht als „anstrengend“ gelten, weil viele sich darum keinen Kopf machen)?
  3. Bin ich vielleicht zu paranoid und mache mir hierbei umsonst Sorgen?
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Wohl eher nicht.

Leider ist es zu einer sehr großen Unsitte geworden, dass amtliche Dokumente jeglicher Art bedenkenlos kopiert werden, um sie später weitergeben und schlimmstenfalls mittels diverser Onlinemedien kreuz und quer um die Welt schicken zu können.

Aber: Keine Angst, ist alles „verschlüsselt“. :rofl:

Hier wird ganz gezielt die Not der Menschen schamlos als Druckmittel verwendet, damit sie im Interesse von Usability sämtliche Vorsichtsmaßnahmen den Datenschutz betreffend ignorieren.

zu 1.) habe ich leider keinen Lösungsvorschlag
zu 2.) ist m. M. n. vernachlässigbar
zu 3.) keinesfalls

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aus dem Wissen einer Freundin die professionelle Vermieterin ist: eine Kopie des Personalausweis oder eine Schufa-Bescheinigung bringt dem Vermieter gar nichts, der Gehaltsnachweis ist sinnvoller aber sagt nichts über Deine Schulden, Ausgaben, Unterhaltsverpflichtungen, Spiel- oder Drogensucht. Das einzige was einigermaßen brauchbar ist, ist eine Selbstauskunft nach der der Vermieter Dir bei falschen Angaben kündigen darf.
Also alles Unsinn, aber wenn der Vermieter darauf besteht bekommt er das „nötigste“ (Perso geschwärzt, die Idee mit dem Wasserzeichen find ich cool), aber erst nach der Besichtigung wenn ich interessiert bin. Das wurde bei meiner letzten Wohnungssuche von den meisten akzeptiert. Vor der Besichtigung/Vertragsanbahnung ist in meinen Augen unseriös. Wie viele Absagen ich deswegen bekommen habe - ich weiß es nicht.
Das Problem ist ganz typisch für unsere Gesellschaft in der der Stärkere/Habende anderen seine Interessen aufzwingen will, egal ob angemessen oder nicht.

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Vielen Dank für eure Antworten! Die sind sehr hilfreich! :slight_smile:

Eine ergänzende Frage dazu:
Meint ihr, ich habe die Bereiche mit dem größten Missbrauchspotential geschwärzt oder würdet ihr noch etwas schwärzen?

Die Idee mit dem Wasserzeichen finde ich auch ziemlich cool. :smiley:

Was aus meiner Sicht vlt. noch Sinn machen würde:
Mit bzw. vor Unterzeichnung des Mietvertrages vom Vermieter (per Unterschrift) schriftlich bestätigen lassen (also als Ergänzung im Mietvertrag vermerken), dass das zur Überprüfung überlassene Ausweisdokument (ggf. als Papierkopie) weder irgendwo in Wort und Bild online aufbewahrt (archiviert) noch in irgendeiner anderen Form an Dritte weitergegeben werden darf. Als „Dritte“ würde ich hierbei auch Content-Dienstleister wie bspw. iCloud, OneDrive, GDrive, Dropbox sehen. Denn man kann oder muss sogar davon ausgehen, dass der normale Durchschnittsanwender kaum in der Lage sein dürfte, eine saubere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Daten (in dem Fall die des Mieters) zu realisieren.

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Der Personalausweis ist Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, das gibt es auch eintsprechendes Gesetz das PAuswG .
Ein seriöser Vermieter kennt seine Rechte und sollte wissen, welche Daten er für seine Zwecke erheben darf. Eine Ausweiskopie zählt hier nicht dazu. Wird diese trotzdem verlangt gibt es einen guten Artikel zum schwärzen hier.

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IMHO tust di dir auf dem angespannten Wohnungsmarkt in der Regel keinen Gefallen, wenn du nicht mitspielst

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Ja schwierige Situation.
Wäre ich ein Vermieter wollte ich auch viele Nachweise.

Das mit dem Wasserzeichen ist wirklich nice. Werde ich mir merken falls ich soetwas mal benötige.

Für einen einfachen online Betrug braucht es nicht viel.
Name, Vorname und manchmal noch Geburtsdatum.

Spreche da leider aus eigener Erfahrung.

Diese Angaben reichen schon um bei manchen Shops sogar als Neukunden auf Rechnung einkaufen zu können. Paket dann an eine Packstation nahe einer Grenze.

Im Vorfeld würde ich den Ausweis nicht raus geben.

Erst bei beidseitigem Interesse.

Blöde Frage: Ändert sich die Ausweisnummer bei einem neuen Ausweis oder ist die Personenbezogen?

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Bei den „neuen“ Dokumenten wurde es wohl so gestaltet wie beim „Karten“-Führerschein. Eine Neuausstellung bewirkt ein Hochzählen der letzten Zahl. Ob die letzte Zahl dann grundsätzlich immer bei „1“ beginnt und bei „9“ endet, kann ich leider nicht mit Sicherheit sagen.

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Meine Erfahrung und Meinung: zu 99% haben Vermietende keinen blassen Schimmer von Datenschutz, Datensicherheit und der aktuellen Rechtsprechung. Entweder wird das alles ignoriert und es wird bewusst die Macht des Stärkeren ausgespielt.
Es gibt u.a. von den Verbraucherschutzverbänden und einschlägigen Anwaltsseiten sowie vom Mieterbund Tipps, was man sich gefallen lassen muss und wo der „Spaß“ aufhört. Beispielsweise benötigt kein Vermieter eine Persokopie oder Gehaltsnachweis, noch bevor man eine Wohnung gesehen hat oder ein eindeutiges Mietinteresse bekundet hat. Da ich schon mehrfach über Vermietende gestolpert bin, die außer der Schnürsenkellänge von mir alles wissen wollten noch bevor ich überhaupt in Erfahrung bringen konnte, wer DIE sind, breche ich bei solchen Menschen oder Unternehmen meine Suche bzw. mein Interesse ab. Ich informiere dann auch immer die Vermietenden, dass ihre Anfrage zu einigen Daten nicht mit der Rechtsprechung übereinstimmt oder Frage nach, wofür die Daten erhoben werden. Erhalte ich eine patzige Antwort (40%) oder gar keine (40%), dann beschwere ich mich bei der zuständigen Datenschutzaufsichtsbehörde.

Ich habe nämlich - als Opfer von „wir speichern ja alles total sicher“ - überhaupt keine Lust mehr auf unprofessionelle, leichtsinnige, überneugierige Menschen, die sich am Ende selbst hinter einem Gewirr von GmbH & Co KGs verstecken oder die meinen, Mieter als Freiwild betrachten zu dürfen. Außerdem sollte jeder selbst überlegen, ob er/sie sich in die Hände von Vermietenden begeben möchte, die schon vor dem Mietverhältnis unfair spielen.

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Cool! Eine wirklich gute Idee.

Als Datenschützer wirst Du immer anstrengend sein. Das ist unvermeidlich.

Ich miete nur bei öffentlichen (möglicherweise gemeinnützigen) Gesellschaften und gehe direkt hin.

Das ist eine Frage des Standpunktes. So neutral wie möglich:
Der Markt steht derzeit gegen Mietinteressenten, deswegen müssen sich diese derzeit mehr bieten lassen.
Die Vermieter machen es sich so leicht wie möglich und der Markt bietet ihnen diese Möglichkeit.

Du wirst irgendeinen Kompromiss finden müssen, den Dir im Grunde niemand abnehmen kann.

Interessanter Aspekt.

Das ist sowieso Gesetz: Ausweise dürfen nur mit Einverständnis ihres Inhabers und ausschließlich zum ursächlichen Zweck verwendet werden: § 20 (2) PAuswG

Der Ausweis darf nur vom Ausweisinhaber oder von anderen Personen mit Zustimmung des Ausweisinhabers in der Weise abgelichtet werden, dass die Ablichtung eindeutig und dauerhaft als Kopie erkennbar ist. Andere Personen als der Ausweisinhaber dürfen die Kopie nicht an Dritte weitergeben. Werden durch Ablichtung personenbezogene Daten aus dem Personalausweis erhoben oder verarbeitet, so darf die datenerhebende oder -verarbeitende Stelle dies nur mit Einwilligung des Ausweisinhabers tun. Die Vorschriften des allgemeinen Datenschutzrechts über die Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten bleiben unberührt.

und § 18 (3) PaßG:

Der Pass darf nur vom Passinhaber oder von anderen Personen mit Zustimmung des Passinhabers in der Weise abgelichtet werden, dass die Ablichtung eindeutig und dauerhaft als Kopie erkennbar ist. Andere Personen als der Passinhaber dürfen die Kopie nicht an Dritte weitergeben, es sei denn, die Weitergabe erfolgt zur Beantragung eines Visums für den Passinhaber und der Passinhaber hat der Weitergabe zugestimmt. Werden durch Ablichtung personenbezogene Daten aus dem Pass erhoben oder verarbeitet, so darf die datenerhebende oder -verarbeitende Stelle dies nur mit Einwilligung des Passinhabers tun. Die Vorschriften des allgemeinen Datenschutzrechts über die Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten bleiben unberührt.

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Aber in Zeiten von KI leider letztlich ziemlich sinnlos.
Hier wirst Du kostenlos mit ein paar Klicks alle Wasserzeichen los: https://www.watermarkremover.io/de

Bei der typischen nicht IT affinen Vermieterklientel, könnte das aber noch eine Weile minimalen Sinn machen.

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Danke! Was ich mich dabei allerdings frage, ist, wie gut das bei offiziellen Dokumenten funktioniert wie einem Personalausweis?
Immerhin besitzt dieser einige Sicherheitsmerkmale, die auch klein und fein sind. Kann man denn tatsächlich ein Wasserzeichen so grazil entfernen, als wäre keins dagewesen?

Es geht doch einmal um eie digitale Version und einmal um die physische oder?

Diese „Sicheheitsmerkmale“ beziehen sich nur auf das physische Original. Schon eine altmodische Fotokopie macht da ja alles platt. Entsprechend sind m.E. die maximalen technischen Anforderungen an Ausweis-Scans sowieso de facto auf dem Niveau von Fingerfarben.

Ich meinte vor allem diese kleinen und feinen Linien, die auch den Bundesadler im Hintergrund darstellen. Dieses mandala-artige Muster sieht man auch gut auf Fotos. Und meine Frage bezog sich darauf, inwieweit dies auch mit „sinn“ von einer „KI“ reproduziert werden kann? Eben so, dass man auch mit heranzoomen keinen Unterschied zum Original erkennt.

Aber vielleicht gehen wir hier zu sehr ins Detail. Denn das Beste wird sein, erst gar nicht so ein Dokument (online) zu versenden. War nicht gerade schlau von mir im Nachhinein; auch wenn ich mein bestes versuchte, es so zu präparieren, damit kein Unfug damit betrieben werden kann bzw. es so schwer wie möglich potentiellen Betrügern zu machen.

Denn ich habe gestern eine Absage erhalten für die Wohnung, ohne je den echten Vermieter/Besitzer je gesehen zu haben. Die Wohnung sah ich zwar zur Besichtigung, warum ich wohl auch darauf einging. Allerdings war es ein Bekannter (der die Wohnung wohl renoviert) des Besitzers. Allerdings verlief das Senden des Ausweises dann via WhatsApp. Als ich dann nach der Absage eine freundliche Nachricht schrieb, dass man doch bitte meinen Ausweis, meine persönlichen und personenbezogenen Daten löschen soll und diese nicht an Dritte weitergeben soll und es mir bitte bestätigen soll (sollte eigentlich klar sein, ich wollte aber sicher gehen und eine Bestätigung haben), sah ich nur einen Haken bei WhatsApp und die Nachricht ist immer nur noch mit einem Haken versehen. Ich vermute, man hat mich nach der Absage blockiert. Dies alles wirkt sehr zweifelhaft auf mich und ich fühle mich innerlich ziemlich unwohl deswegen. So im Nachhinein könnte es wirklich Betrug gewesen sein. Ich dachte aber nach der Besichtigung und nach meinem Bekunden von Interesse, dass die Vermieter auch interessiert an mir sind und deshalb nach dem Ausweis fragten. Wer weiß, ob die Wohnung überhaupt jemanden gehört und nicht nur renoviert wurde und da ein Bauarbeiter oder so dies veranstaltete?!

Keine Ahnung. Ich werde es bei dem Portal melden und noch mal da versuchen zu schreiben.
Sollte ich dazu auch eine Anzeige aufgeben bei der Polizei? Ich habe zwei Telefonnummern. Einmal des Vermieters und einmal von dem Mann, der die Besichtigung machte. Auch die Adresse der Wohnung habe ich. Aber es passierte ja noch nichts wirkliches.

Ich habe daraus auf jeden Fall gelernt: Ich werde einen Ausweis nichts mehr versenden. Das sollte man persönlich bei der Besichtigung oder beim Unterschreiben des Vertrags machen.
Auch hoffe ich, dass dieser Thread hier einigen hilft, die in einer ähnlichen Situation sind. Ich finde, dieses Thema gehört viel mehr in die Öffentlichkeit. Ich weiß auch nicht, ob Mike hier mitliest, aber vielleicht könnte er dazu auch einen Blog-Artikel schreiben, wobei das eigentlich aus den bisherigen Artikeln klar sein sollte. Ich habe hier aber leichtsinnig und naiv gehandelt. Und aus not heraus. Ich bereue es, obwohl noch nichts passierte. Ich hoffe es bleibt so, aber trotzdem habe ich Bauchweh und ein ungutes Gefühl. Ähnlich, als hätte man mir eine Versicherung an der Haustür angedreht, was zum Glück mir nie passierte.

Das wird wenig bringen. Siehe die in Liedtext gefasste Meinung eines gewissen Jan Böhmermanns mit „Die Polizei ist nicht im Internet“ :wink:

Was geht: Beschwerde bei der zuständigen Aufsichtsbehörde. Das dürfte die des Bundeslandes sein, in dem der Vermieter residiert, dem Du per WhatsApp den Ausweis zugeschickt hast. In der Regel kümmern sich die Aufsichtsbehörden dann darum. Parallel kannst Du die Vermieter auch noch auffordern, Dir eine Auskunft über die über dich gespeicherten Daten zu liefern. Mit Frist zu einem festen Datum (ca. 10-14 Tage). Wenn da nichts kommt, hättest Du die Möglichkeit zur Klage.

Aber Beschwerde bei Aufsichtsbehörde ist der aus meiner Sicht beste Schritt, weil Du dabei erst einmal anonym bleibst (soweit möglich) und es nichts kostet.

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Ganz sicher will ich hier nicht den Finger in die Wunde legen! Aber wenn die Abbildung des Ausweisdokuments ins Meta-Versum gewandert ist, ist das Kind unweigerlich und unrettbar in den Brunnen gefallen. Da ist dann das „Löschen“ beim Empfänger nur noch eine reine Formsache.

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Funktioniert zum Glück noch nicht perfekt :slight_smile:


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