Unsinn ist es nicht, es ist eben nur sehr aufwendig.
Auch das Verständnis darüber was die Rolle der Keyserver in PGP angeht ist IMHO häufig falsch.
Es ging bei diesen nicht primär darum, bisher unbekannte Schlüssel zu E-Mail-Adressen zu suchen (was aufgrund der fehlenden Authentisierung beim Einstellen der Schlüssel blödsinn ist), sondern um die Verteilung der Web-of-Trust-Signaturen und vor allem den Schlüssel-Widerruf bei Kompromitierung bzw. das Außerdienst stellen eines Schlüssels.
Wenn man überhaupt mir PGP arbeiten will, funktioniert dieses aus meiner Sicht nur sinnvoll durch
(-) Mitsenden des öffentlichen Schlüssels zu jeder E-Mail und ggf. ergänzende Bereitstellung im DNS oder auf einer Webseite.
(-) Empfang des Schlüssels anderer und Entscheidung ob man diesen in seinen Schlüsselbund übernimmt und auf welchem Weg man dem Schlüssel sein Vertrauen ausspricht.
Wenn man den Schlüssel ohne Prüfung und eigene Signatur übernimmt, dann sollte der eigene E-Mail-Client einen auf die fehlende Schlüsselprüfung bei jeder neuen E-Mail hinweisen. Der Einsatz eines solchen Schlüssels erhöht also nicht zwingend die Vertraulichkeit E-Mail, aber verringert diese eben auch nicht. Maximal kann bei Verwendung eines falschen Schlüssel der Empfänger die E-Mail nicht einsehen.
Wenn man hingegen den Fingerprint verglichen hat und dann den Schlüssel in seinem Schlüsselbund signiert hat, dann ist das Verfahren gleichwertig oder sogar höher als der Einsatz von S/MIME mit einer von einer Zertifizierungsinstanz geprüften Schlüssel.
(Am Besten durch Fingerprintvergleich zum Beispiel bei einem persönlichen Treffen, am Telefon. Aber auch die Einschätzung anhand bestehender anderer Signaturen wie z. B. von Governikus kann für einen persönlich sinnvoll sein.)
(-) Regelmäßige Aktualisierung der Schlüssel aus den Keyservern um Widerrufe mitzubekommen.
Aber PGP und S/MIME sind trotzdem effektiv für den Masseneinsatz gescheitert, da die Aufwände für die Anwender zum Schlüsselverwaltung, Synchronisation über mehrere Geräte, Auswahl oder ggf. Erweiterung der PGP-Unterstützung der E-Mail-Clients einfach zu hoch sind.
Auch können weder PGP noch S/MIME eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für den Absender garantieren, da die Frage ob die E-Mail erst beim E-Mail-Client des Empfängers oder auf einem vorgelagerten Gateway entschlüsselt wird, für den Absender nicht erkennbar ist. Firmen nutzen eben häufig Gateway-Lösungen, bei denen dann die E-Mails zu den internen Mailservern unterschlüsselt zugestellt werden, um Stellvertretungsregelungen zu ermöglichen oder auch E-Mails auf Malware und/oder Spam zu untersuchen.